Osterholzer Ermittlungen ins Stocken geraten

■ Keine Zeugen, aber viele Fragen im Fall eines verletzten zehnjährigen Mädchens

In der Schule Ellernbrok herrschte gestern Alarmstimmung. Am ersten Schultag nach den Ferien war die Viertklässlerin Antje R. nicht zum Unterricht gekommen. Die Zehnjährige war vergangenen Mittwoch mit Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus gebracht worden. Gegenüber Eltern und der Polizei hatte sie angegeben, von zwei 16- bis 18-jährigen Männern nach dem Verlassen eines Busses unvermittelt an einer Haltestelle an der Osterholzer Heerstraße angegriffen worden zu sein. Der Vorfall, der in der Schule große Betroffenheit auslöste, soll sich gegen 14 Uhr 15 ereignet haben.

Für besonderes Entsetzen sorgte dabei, dass das Mädchen angab, Passanten hätten ihr nicht geholfen. Die Täter, die Stiefel und militärische Kleidung getragen haben sollen, hätten ihr den Mund zugehalten und sie mit Fäusten und mit einem Stein auf den Kopf geschlagen. Erst danach sei eine ältere Frau eingeschritten, woraufhin die jungen Männer geflüchtet seien. Der Vater des Mädchens schließt unterdessen nicht aus, dass es sich wegen der äußeren Erscheinung seiner Tochter um einen fremdenfeindlichen Überfall handeln könnte. Die Täter sollen das Kind als „Missgeburt“ bezeichnet haben. Gegenüber der taz sagte das Kind, die beiden Unbekannten hätten gedroht: „Deine Mutter kriegen wir auch noch.“

Die Kriminalpolizei tappt unterdessen im Dunkeln. Nach ersten Aufrufen haben sich bis gestern keine ZeugInnen des Vorfalls gemeldet. Auch der Verbleib der älteren Frau ist unklar. Das Mädchen soll jetzt erneut zu Einzelheiten befragt werden. „Wir haben eine Weile Rücksicht darauf genommen, dass sie in ärztlicher Behandlung war“, sagt Polizeisprecher Frank Kunze. Nachdem jedoch erste Untersuchungen keine Kopfverletzungen bestätigen können, wie sie nach einem Schlag mit einem Stein oder Fausthieben auftreten, ergäben sich nun viele Fragen, die behutsam gestellt werden müssten.

Unterdessen rätseln auch AnwohnerInnen der Osterholzer Heerstraße. Hier hat niemand etwas von dem Vorfall am helllichten Tag bemerkt – oder beobachtet, wie das Mädchen mit blutender Nase zum eigentlichen Ziel ihrer Fahrt, dem nahe gelegenen Reiterhof, ging. „Als ich das in der Zeitung gelesen habe, bin ich richtig erschrocken“, sagt die Anwohnerin Susanne Ahrens. „Um diese Zeit ist Schichtwechsel bei Mercedes, da kommen viele Leute vorbei.“ Andere Nachbarn rätseln über die Täter. „Ich habe hier noch keine Rechten gesehen“, sagt Thomas Deitze, Zivildienstleistender im nahe gelegenen ASB-Tagesheim.ZeugentelefonTel.: 362-388 88 ede/ei