Streit um Einheit

Grüne kritisieren Jubiläumsfeier des Gesamtberliner Parlaments: „Rednerliste verströmt provinziellen Mief“

Schon wieder sorgt eine Einheitsfeier für Zwist. „Zu provinziell“ finden die Grünen die Feierstunde, mit der das Gesamtberliner Parlament morgen seinen zehnten Geburtstag feiert. Die Redner, die bei dem Festakt in der Nikolaikirche zu Wort kommen sollten, repräsentierten in ihrer Mehrzahl das „gute, alte Westberlin“, sagte die bündnisgrüne Fraktionschefin Sibyll Klotz gestern.

Neben Parlamentspräsident Reinhard Führer (CDU) sprechen der langjährige Alterspräsident des Abgeordnetenhauses und frühere Bausenator Klaus Franke (CDU), die Tagesspiegel-Journalistin Brigitte Grunert sowie – als einzige Ostberlinerin – die SPD-Kulturpolitikerin Irana Rusta. Einen Redner, der einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist, sieht das Protokoll nicht vor.

„Ein Blick von außen hätte der Feierstunde gut getan“, sagte Klotz. Eine „gute Idee“ wäre es nach Ansicht der Fraktionsvorsitzenden gewesen, beispielsweise einen Schriftsteller oder einen Berlin nichtdeutscher Herkunft als Hauptredner einzuladen. In der jetzt geplanten Zusammensetzung strahle die Veranstaltung „provinziellen Mief aus“. Außerdem sei es „schlechter Stil“, dass kein Vertreter der Opposition zu Wort komme.

Bereits den Einheitsfeiern des Bundes hatte es wiederholt Streit um die Rednerliste gegeben. Für den zehnten Jahrestag der Maueröffnung war am 9. November 1999 im Bundestag zunächst überhaupt kein Redner aus dem Osten des Landes vorgesehen. Nach heftiger Kritik wurde kurzfristig Joachim Gauck engagiert, damals Leiter der gleichnamigen Behörde. Zum Vereinigungsjubiläum am 3. Oktober 2000 musste die CDU-Führung eine eigene Feier arrangieren, um Helmut Kohl ein Podium zu bieten. Zum offiziellen Festakt in Dresden hatte der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) den Exkanzler nicht eingeladen.

RAB