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: „Mehr Licht!“

Polylux (Mo, 24.00 Uhr, ARD)

Noch mal für alle, die es bis jetzt noch nicht mitgekriegt haben: Polylux nannte man die Overhead-Projektoren in der DDR. Und „Polylux“ heißt auch das Satire-Jugendmagazin der ARD. Untertitel: „Das Letzte im Ersten.“ Das Magazin soll nun zum leuchtenden Stern für die Jugend am Nachthimmel der geriatrischen ARD werden.

Der neue Sendeplatz in der „Ersten Reihe“ wurde im Voraus mit viel Aufmerksamkeit bedacht. Da erscheint die Verspanntheit von Moderatorin Tita von Hardenberg erklärbar – auch wenn man eher den Eindruck hat, sie sei prägendes Charaktermerkmal. Immerhin hatte Tita ja beim ORB reichlich Zeit etwas lockerer zu werden. Locker soll auch „Polylux“ sein. Oder laut ORB-Homepage: „gnadenlos subjektiv und trashig statt korrekt“. Immerhin waren zwei der fünf Beiträge gnadenlos subjektiv: der über BSE und das Giovanni-di-Lorenzo-Porträt. Dabei bewegte sich der „Kampf gegen irre Rinder und verseuchte Wurst“ auf Kalauerniveau („Nicht überall wo Teewurst draufsteht. ist auch Tee drin“). Und was di Lorenzo angeht, ist noch nicht ganz geklärt, ob die „Polylux“-Macher ihre Köpfe wieder aus dem Tagesspiegel-Chefredakteur entfernen konnten. Oder war das Porträt gar nicht ernst gemeint? Was sollüberhaupt witzig sein bei „Polylux“? Wenn „Skibums“ Auskunft darüber geben, dass sie für ihre Leidenschaft, das Ski-Fahren, zahlreiche Entbehrungen erleiden und in ihrem multikulturellen Soziotop eine „neue Familie“ finden, ist das zwar ziemlich entlarvender Dünnsinn, aber witzig ist das nicht wirklich – eher belanglos. Genauso belanglos, wie jedes x-beliebige Boulevardmagazin. Nur wird da schärfer formuliert.

„Polylux“ macht seinem Namen also alle Ehre. Statt hellem Stern ist es nicht viel mehr als eine müde Funzel. Einziger Lichtblick: „Mannes Universum“ ganz zum Schluss, wo der etwas unterbelichtete Manne seine Sicht auf die Jugend vermittelt. Die Dummheit der anderen ist eben immer noch am amüsantesten.Trotzdem kein Grund so lange wach zu bleiben um sich die Augen an der Greenscreen-Ästethik des Studios zu verderben. Die Hardenberg’sche Weisheit der Woche, zu lesen auf der zeitgeistig gestylten „Polylux“-Homepage, bringt das Niveau auf den Punkt: „Fällt der Bauer tot vom Traktor, war er undicht, der Reaktor.“ HEIKO DILK