Kein Herz für Mittelstand

■ Unternehmen klagen über schlechte Behandlung durch Banken

Wer hat, dem wird gegeben. So funktioniert der Kapitalismus. Im Falle mittelständischer Unternehmen sieht das so aus: Wer gut verdient, erhält Kredit. Wer schlecht verdient und Kredit nötig hat, muss bei den Banken darum betteln – selbst wenn er bloß Forderungsausfälle zu verkraften hat, das Unternehmen also im Grunde gesund ist. Dabei verhalten sich die Sparkassen nicht besser als die Geschäftsbanken. Das hat eine Studie der Uni Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Unternehmens- und Arbeitgeber-Verband Groß-, Außenhandel und Dienstleistung (Aga) ergeben, die gestern vorgestellt wurde.

Nach dem Eindruck des Verbandes sind die Banken immer weniger an mittelständischer Kundschaft interessiert, weil sich anderswo mehr Geld verdienen lässt. „Wir hätten die Thematik nicht aufgegriffen, wenn die Unternehmen nicht auf uns zu gekommen wären und uns gesagt hätten, wir werden stranguliert“, versicherte Aga-Vorstandssprecher Volker Schmidtchen.

Er kritisierte, dass die Institute Kredite zunehmend mit bürokratischen Verfahren vergäben, statt aus der persönlichen Beziehung mit ihren Kunden heraus. Kleine und kurzfristige Kredite müssten deshalb ohne Rückgriff auf standardisierte Bewertungen von Unternehmen (Ratings) vergeben werden. Außerdem sollten pauschale Branchen-Bewertungen nicht in die Ratings einfließen.

Professor Karl-Werner Hansmann, einer der Autoren der Studie, warnte die Banken davor, nur auf die Gewinnmaximierung zu schielen und darüber ihre Kunden zu vernachlässigen. Mehr als die Hälfte der befragten unzufriedenen Unternehmen neigten dazu, sich Kapital von privaten Investoren zu besorgen. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Befragung von 511 Mitgliedsunternehmen der Aga aus Norddeutschland. Ostdeutsche Unternehmen wurden nicht berücksichtigt. knö