tamtürktür (4) – import-export-spülfort
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von JENS HALBERBOCK

Kürzlich schwärmte ich an dieser Stelle maßlos übertrieben von den türkischen Import-Export-Läden meiner Wahl – und versprach in Bälde zu schildern, wie ich an ein original türkisches Klo kam: Es war ein Freund, der seine Behausung Jahre lang schnuckelig zurechtgemurkelt hatte. Er erzählte mir während eines Restaurantbesuchs, dass ihm zu seinem Altbauglück lange Zeit ein schönes Klo gefehlt habe; eines aus Keramik, das auf einem soliden Fuß fest im Leben steht. Für die Erfüllung dieses Wunsches, so erklärte er, hätte er 2.000 Mark berappen müssen – „2.000 dafür, dass ich täglich eine halbe Stunde auf dem Pott verbringe“.

Dann aber habe er bei einem Kölner Händler ein Klo gefunden, das seinen Vorstellungen entsprach – und 600 Mark kostete. „Ein Superangebot, weil das Klo ein türkisches Kl...!“ An dieser Stelle fiel, ja stürzte ich ihm ins Wort. „Ein türkisches Klo?“ Wäre ich bei ihm zu Gast gewesen, hätte ich den Abort wohl sofort inspiziert, besetzt und annektiert, so aber musste ich weiterbohren: „Ich meine ein echtes türkisches Klo?“ Irritiert blickte er mich an. „Ja, ein Klo der türkischen Firma Klömäk oder Ü... “

Bei mir war die Handbremse gelöst. Mit Entzücken erging ich mich in den Vorteilen türkischer Toiletten: Sie ist in gewisser Weise Klo und Bidet in einem, weil sie eine „Unterdusche“ bietet. Dieser Sanitärfachterminus, dozierte ich, entbehre indes einer gewissen Präzision: Die „Unterdusche“ leitet aus einer Düse, die sich im hinteren Toilettenbereich befindet, einen nicht streuenden Wasserstrahl in Richtung After. Gesteuert wird er durch Regulierung: Je weiter der Wasserhahn aufgedreht wird, desto stärker und höher auch der Strahl, der aus der Düse schießt. Mit etwas Übung kann ihn der Klobesucher direkt in seinen Mastdarm lenken – und aus der oberflächlichen Reinigung wird ein Einlauf mit Tiefenwirkung. Ein Vorteil, der nicht von der Hand zu weisen ist: Selbige ist nach dem retrète fein sauber.

Weitere Pluspunkte: Die Folgen scharfen Essens erfahren an der entscheidenden Stelle durch das Nass kühlende Linderung (auch bei einem gerade erlaufenen „Wolf“ und Hämorrhoiden sehr schön); Papier ist allenfalls noch zum Trockentupfen nötig, was wiederum umweltfreundlich ist, die zarte Popohaut schont, und, und ...

Nein, solch ein türkisches Klo habe er nicht gekauft, erklärte mein Freund. „Leider“, niggelte er wenig überzeugend, da er gar nicht erst versuchen wollte, seine Errungenschaft umzutauschen. Er gab mir jedoch die Adresse des Geschäfts, das ich am folgenden Tag jubilierend aufsuchte. Und tatsächlich fand ich Klos einer türkische Firma. „Nostallgie“ (sic!) zum Beispiel, ein Traum in Perlmutt, oder eines in Form einer Muschel: „Inci“, die „Perle“. Und meine türkischen Klos gab es auch – direkt mit dem Lastwagen aus der Türkei nach Deutschland geliefert. Obwohl ich später anderes behaupten sollte, entschied ich mich aber für den „Closomat Samoa“ (www.closomat.ch) – noch hygienischer und trockener durch Dusche und Rosettenfön. „Oh Montreux ...!“