Dollar-Einführung sorgt für Chaos

Nach der Währungsreform in El Salvador sind die Bürger verunsichert. Viele haben noch nie eine US-Banknote gesehen

SAN JOSÉ ips ■ In El Salvador haben Chaos und Unsicherheit die Einführung des Dollars begleitet. Viele Menschen, vor allem die, die im informellen Sektor arbeiten, sind mit der neuen Währung völlig überfordert.

Was viele Bürger empört, ist die Eile, mit der die Regierung des südamerikanischen Landes die neue Währung durchgeboxt hat. Staatspräsident Francisco Flores hatte seine Dollarisierungspläne Ende November bekannt gemacht. Knapp eine Woche später wurde der Antrag durch das Parlament gebracht. Diese Hektik und die damit verbundene Unwissenheit der Bevölkerung haben sich nun gerächt. Vor Geschäften und Banken bildeten sich in der letzten Woche lange Schlangen von Menschen, die mit dem neuen Wechselkurs nicht klarkamen.

Vom Ausmaß der Unsicherheit konnte sich Ecuadors Finanzminister José Luis Trigueros selbst ein Bild machen. Umgeben von einem Tross von Journalisten spazierte er in einen Laden, um sich einige Süßigkeiten zu kaufen. Als er in Dollar zahlen wollte, fragte die Verkäuferin irritiert vor laufender Kamera, was das für Geld sei. Sie kenne es nicht.

Eingeführt wurde die neue Währung im Rahmen des so genannten Währungsintegrationsgesetzes am 1. Januar. Sie ist zunächst an einen festen Wechselkurs von 1 zu 8,75 Colones gebunden und soll die alte Währung langfristig vollständig ersetzen. Von der Maßnahme verspricht sich Flores eine Wiederbelebung der Wirtschaft.

Benitez zufolge hat die Mehrheit der sechs Millionen Salvadorianer große Schwierigkeiten, sich an die neuen Herausforderungen anzupassen. 22,2 Prozent der Bevölkerung können nach Erkenntnissen des UN-Entwicklungsprogramms weder lesen noch schreiben. Geschäftsleute, die ihre Waren auf den Märkten, in den kleinen Läden und in der Schattenwirtschaft verkaufen, sind nach einigen chaotischen Tagen dazu übergegangen, die Annahme von Dollars zu verweigern – was nach dem Währungsintegrationsgesetz verboten ist.

„Wir müssen uns alle gewaltsam an die neue Währung gewöhnen“, meint dazu Mirella Caceres, Journalistin der Tageszeitung El Diario de Hoy. Und Lillian Vega, Wirtschaftswissenschaftlerin an der privaten Zentralamerikanischen Universität José Simeon Canas, fügt hinzu: „In den Straßen kann man den Widerstand gegen den Dollar deutlich sehen.“

Die Probleme entstehen vor allem dann, wenn in einer Währung gezahlt, das Restgeld in der anderen herausgegeben wird. Ein weiteres Problem sieht die Verbraucherschutzbehörde darin, dass die Preise nicht in Dollar und in Colon ausgezeichnet werden, was ebenfalls vorgeschrieben ist. Der Gefahr, mehr zu bezahlen, als sie müssen, versuchen die Menschen durch den Einsatz von Taschenrechnern aus dem Weg zu gehen.

NEFER MUNOZ