J. Fischer entlastet

Beschuldiger macht Rückzieher: Fischer rief nicht zu Molli-Wurf auf. Röhl hat kein Recht auf „FAZ“-Fotos

BERLIN dpa ■ Nach tagelangen Anschuldigungen wegen seiner gewalttätigen Vergangenheit hat einer der früheren Kampfgefährten von Außenminister Joschka Fischer (Grüne) seine belastenden Aussagen relativiert. Udo Riechmann hatte gestern gegenüber dem Spiegel frühere Angaben, nach denen Fischer mitverantwortlich war für den Einsatz von Molotowcocktails bei der so genannten Meinhof-Demo, in wesentlichen Teilen zurückgezogen. Bei der Demo war der Polizist Jürgen Weber durch einen Molotowcocktail schwer verletzt worden.

Riechmann hatte am 13. Mai 1998 per eidesstaatlicher Erklärung Fischers umstrittene Rolle am Vorabend der Meinhof-Demo geschildert. Dem Buchautor Christian Schmidt hatte er versichert, Fischer habe sich zum Wortführer gemacht, Molotowcocktails bei der Demo zu werfen. Jetzt teilte Riechmann dem Spiegel mit, seine eidesstattliche Versicherung sei „nicht autorisiert“ gewesen. Fischer hatte immer wieder bestritten, dass er zur Gewalt oder zum Molliwerfen aufgerufen hatte.

Außerdem darf Bettina Röhl, Tochter der Journalistin und RAF-Aktivistin Ulrike Meinhof, die Fotos des früheren FAZ-Fotografen Lutz Kleinhans aus den 70er-Jahren, die Fischer als Straßenkämpfer in Frankfurt zeigen, nicht mehr ohne Zustimmung des Fotografen verbreiten. Das Frankfurter Landgericht gab gestern einem Antrag von Kleinhans auf einstweilige Verfügung statt, sagte ein Gerichtssprecher. Röhl, die gegen Fischer wegen versuchten Mordes an dem Polizisten Anzeige erstatten will, hatte die Fotos zum Teil dem Stern und der Bild verkauft und zeigt sie zudem im Internet.

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