Namen sind Schall und Rauch

■ Webdesigner streitet mit hamburg.de um Homepage-Titel

Walter Matthias Kunze war guten Willens – und muss sich jetzt um Rechtsbeistand kümmern. Im Internet hatte der Web Designer unter www.neustart-hamburg.de eine Homepage eingerichtet, die er als Angebot „für Wohnungslose und Reha-willige Drogenabhängige“ versteht. Die Gesellschaft, welche die offizielle Hamburg-Homepage hamburg.de betreibt, will das verbieten. Der Name der Website birge Verwechslungsgefahr mit dem eigenen Angebot und sei deshalb zu untersagen. Kunze versteht die Welt nicht mehr: „Hamburg ist immer so stolz auf seinen Multimedia-Ruf, und hintenrum wird die Förderung von Multimedia-Produkten behindert.“

Kunze lebt und arbeitet im Schanzenviertel und ist deswegen auf die Idee gekommen, Neustart-hamburg.de einzurichten. „Gerade im Schanzenviertel klafft eine solche Riesen-Distanz zwischen sozial Schwachen und den New Media-Leuten, die sich in die Hinterhöfe zurückziehen – da muss man was machen“, hat er sich gedacht. Seine Idee: Leute ohne berufliche Aussicht sollen die Möglichkeit bekommen, sich per Weiterbildung Multimedia-Kenntnisse anzueignen und später Jobs im New Media-Bereich zu bekommen.

Kunze will dafür Büroräume in der Juliusstraße zur Verfügung stellen. Das Projekt, das Kunze die „Hamburger Green Card“ nennt, wird unterstützt von Internetfirmen, Initiativen und Drogeneinrichtungen wie Fixstern und Palette oder der Lutherischen Gemeinde Eimsbüttel. Doch kaum ist die Aktion angelaufen, hat ihm hamburg.de Knüppel zwischen die Beine geworfen. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich einen Anruf vom Anwalt bekommen habe.“

Man habe gar nichts gegen das Projekt, versichert Katrin Voss von der hamburg.de-Betreibergesellschaft. Da man aber selber demnächst einen Relaunch, also einen „Neustart mit verändertem Gesicht“ vorhabe, wittere man die Möglichkeit einer Verwechslung. Das wolle man anwaltlich verbieten. Neustart sei nicht der einzige Fall, in dem man mit dem Rechtsanwalt gedroht habe. Voss dementierte jedoch, dass man versuche, sämtliche Websites mit den Bestandteilen hamburg.de am Ende zu verbieten. Die Homepage der taz, www.taz-hamburg.de darf also auch weiter existieren.

Im übrigen könne man sich bei hamburg.de auch eine gütliche Einigung vorstellen, Kunze könne sein Angebot ja neustart-hh nennen. Das will der aber nicht. Er fühlt sein Projekt „torpediert“ und hat sich jetzt erstmal vorgenommen, die Auseinandersetzung auf seiner Homepage zu dokumentieren. Peter Ahrens