Die Seuche greift um sich

Erstmals zwei BSE-Fälle in einer Herde. CDU kritisiert Krisenmanagement von SPD-Gesundheitssenatorin Karin Roth  ■ Von Gernot Knödler

Zum ersten Mal ist ein zweiter BSE-Fall in derselben Rinderherde festgestellt worden. Wie das schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerium gestern mitteilte, waren die beiden Tiere auf einem Hof in Ostholstein geboren und an einen Bauern im Kreis Stormarn verkauft worden. In Hamburg kritisierte die CDU derweil das Verhalten von Gesundheitssenatorin Karin Roth (SPD) im Fall der falsch deklarierten Wurstwaren. Statt seriös zu handeln, habe sie die Öffentlichkeit informiert, ohne vorher mit den zuständigen Gremien zu sprechen, sagte der CDU-Gesundheitsexperte Dietrich Wersich.

Nach Angaben der Kieler Landwirtschaftsministerin Ingrid Franzen (SPD) steht die Bestätigung des zweiten BSE-Befundes durch das nationale Referenzlabor für BSE-Erkrankungen in Tübingen noch aus. Ein Kontrolltest im Land hatte den BSE-Befund jedoch bestätigt. Alle Tiere der Ursprungsherde wurden deshalb getötet.

Franzen fühlt sich durch den zweiten BSE-Fall in der selben Herde in ihrer Politik bestätigt, alle Rinder eines betroffenen Bauernhofes zu töten. Der BUND-Landesverband Schleswig-Holstein unterstützt diese Position. „Solange die Übertragungswege nicht eindeutig geklärt und die bisherigen Tests keine Garantie auf BSE-Freiheit bieten, muss ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet sein“, erklärte BUND-Landwirtschaftsreferentin Ina Walenda. Würden, wie von Bayern vorgeschlagen, nicht mehr alle Tiere getötet, so verunsichere das die KonsumentInnen. „Der Verbraucher wird fragen, ob negativ getestetes Rindfleisch aus einem BSE-postitiven Betrieb stammt“, so Walenda. Solches Fleisch wäre mittlerweile nicht marktfähig.

Unterdessen verlangten Wersich und seine CDU-Kollegin Vera Jürs von Gesundheitssenatorin Roth, sie müsse die Namen aller Wurstwaren veröffentlichen, die nach ihrer Aussage „betrügerisch“ etikettiert wurden. „Wer nichts sagt, trifft alle“, sagte Wersich. Roth hatte das abgelehnt, weil nicht klar sei, wer die irreführenden Aufkleber angebracht habe. Das Hygiene-Institut hatte in 29 von 116 angeblich rindfleisch-freien Würsten Rind entdeckt.

Von der Task Force zur Verfolgung der Betrüger, die Roth am Mittwoch ankündigte, war die Staatsanwaltschaft laut Hamburger Abendblatt noch nicht informiert. Der CDU gilt dies als Indiz für ein kurzatmiges Krisenmanagement durch die Senatorin.

Die GAL-Fraktion verlangte vom Senat, er solle sich für eine „europaweit einheitliche Kennzeichnungspflicht“ für riskante Nahrungsmittel-Zutaten wie etwa Gelatine einsetzen. Das Verbot der Tiermehl-Verfütterung müsse auf Zoo- und Heimtiere ausgeweitet werden. Der Senat solle überdies darlegen, welche Vorgaben zur Fleisch-Herstellung er für notwendig halte, um zukünftig ähnliche Krankeiten zu verhindern.