Eisschießen in Siemensstadt

Banghard-Gruppe und finnischer Investor legen Pläne für privat finanzierte Eis- und Großarena vor. Baubeginn noch in diesem Jahr. Neue Phase im Konkurrenzkampf mit anderen Hallenprojekten

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Vor zehn Jahren rief Berlin den Großsporthallen-Notstand aus. Nun befindet sich das Land im Arenen-Krieg. Die Mehrzweckhalle Berlin-GbR, eine Projektgesellschaft der Firmen Siemens, des finnischen Bauträgers NCC und der Banghard-Gruppe, hat gestern entschieden, eine privat finanzierte Multifunktionshalle auf dem Siemens-Gelände in Spandau bis 2003 zu errichten. Die Arena für 18.000 Besucher soll als neuer Spielort des Eishockey-Clubs Berlin Capitals, aber auch für Ballsportarten, Konzerte und Tagungen genutzt werden. Damit entsteht in Berlin eine Konkurrenz zur landeseigenen Max-Schmeling-Halle, dem Velodrom, der Deutschlandhalle und einem weiteren geplanten Privatprojekt: der Eisbärenhalle am Ostbahnhof des amerikanischen Investors Anschütz.

Im Wettrennen um den Superdome hat das Konsortium um die Banghard-Gruppe nun entscheidend gepunktet. Nach der Prüfung der Machbarkeitsstudie für das Projekt, sagte Egon Banghard, sei gestern von den Mitgesellschaftern „beschlossen“ wordender Bau, „die privat finanzierte und privat betriebene Halle“ zu bauen. Nach den Entwürfen der Berliner Architekten Kny & Weber ist eine ovale, überdachte Halle mit zwei Rängen für 16.000 bis 18.000 Zuschauer und 140 Logen vorgesehen. Für das Grundstück östlich der Arena planten die Architekten eine zusätzliche Eis-Trainingshalle und Bürotrakte.

Der Elektronikkonzern Siemens stellt für den Bau ein 100.000 Quadratmeter großes Grundstück am Nonnendamm zur Verfügung. Wenn „alles planmäßig“ verlaufe und die Baugenehmigung rechtzeitig eintreffe, könne bereits „in diesem Jahr mit dem Bau der Sportstätte begonnen werden“, so Capitals-Sponsor Banghard. Die 280 Millionen Mark teure Halle soll ab 2003 von dem finnischen Unternehmen Jokerit betrieben werden, das bereits die Hartwall-Arena in Helsinki managt und jüngst den Zuschlag für den Hallenbau in Hamburg erhielt.

Sowohl Siemens-Immobilienchef Dieter Hörtreiter als auch Spandaus Bezirksbürgermeister Konrad Birkholz (CDU) wollen das Projekt „noch vor der Sommerpause zu Planreife“ bringen, so Birkholz. Mit dem Bauvorhaben müsse aber die Diskussion einer zweiten neuen Halle ein Ende haben.

Während Banghard sich dafür aussprach, dass letztlich „nur eine Großarena gebaut wird“, sieht er den laufenden Betrieb der Max-Schmeling-Halle, des Velodroms oder einer wieder eröffneten Deutschlandhalle „weniger als Konkurrenz“. Banghard räumte aber ein, dass Gespräche mit „Alba“ geführt wurden, um den Basketball-Verein aus der Max-Schmeling-Halle zu entführen. Nur mit einem zweiten Proficlub neben den „Caps“ könnte die „Sport- und Eventhalle“ rentabel betrieben werden. Alba hat derzeit einen Vertrag für die Halle am Prenzlauer Berg.

Auch für die Bauverwaltung steht fest, dass die Stadt eine neue Eis- und Großarena braucht – „aber nur eine“, sagte Petra Reetz, Sprecherin von Bausenator Strieder (SPD). Darum wolle man vor einer endgültigen Entscheidung beide Projekte prüfen. Weniger dramatisch sehe der Bausenator die Konkurrenz zu den bestehenden Hallen. „Diese sind eingeführt, haben gute Standorte und funktionieren.“