Burundi sucht den Frieden

Präsident Buyoya und Rebellenführer Ndayikengurukiye reden über Waffenstillstand. Kongos Präsident Kabila drängte die von ihm protegierten Rebellen zum Dialog

BERLIN taz ■ Nach über sieben Jahren Bürgerkrieg im zentralafrikanischen Burundi mit 250.000 Toten rückt jetzt der Frieden näher. Präsident Pierre Buyoya und Jean-Bosco Ndayikengurukiye, Leiter der wichtigsten Hutu-Rebellengruppe FDD (Kräfte zur Verteidigung der Demokratie), haben vereinbart, Verhandlungen über einen Waffenstillstand und einen Rückzug ihrer jeweiligen Kämpfer aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo aufzunehmen.

Die Einigung erfolgte am Dienstag bei einem von Frankreich und Kongo vermittelten Treffen in Gabun. Präsident Buyoya sprach vom „Beginn eines Schrittes, der hoffentlich den Krieg schnell beenden wird“. Darauf folgte am Mittwoch ein Treffen von Unterhändlern beider Seiten mit der kongolesischen Regierung in Kenia.

In Burundi herrscht seit 1993 Bürgerkrieg zwischen der traditionell herrschenden Tutsi-dominierten Armee und Hutu-Rebellengruppen. 1996 putschte sich der Militär Buyoya an die Macht und nahm einen Dialog mit der zivilen Hutu-Opposition auf. Am 28. August 2000 unterschrieben alle politischen Parteien Burundis einen Friedensvertrag in der tansanischen Stadt Arusha. Nur die Hutu-Rebellen unterschrieben nicht und kämpfen weiter.

Der Friedensvertrag von Arusha sieht vor, dass spätestens sechs Monate nach seiner Unterzeichnung – also Ende Februar – eine Übergangsregierung für vorerst drei Jahre die Macht in Burundi übernimmt, um das zerrissene Land politisch neu zu ordnen. Sonst steht der gesamte Friedensprozess wieder in Frage, und auch ein im Dezember auf einer Geberkonferenz in Paris vereinbartes gigantisches Hilfspaket von 440 Millionen Dollar – zwei Drittel des burundischen Bruttoinlandsprodukts – würde vermutlich niemals ausgezahlt werden. Bevor eine Übergangsregierung eingesetzt werden kann, muss es aber einen Waffenstillstand mit den Rebellen geben.

So drängt für Buyoya die Zeit, sich mit den Rebellen zu einigen, zumal er gerne Ende Februar sein eigener Nachfolger werden möchte. Ein Treffen zwischen allen Parteien des Friedensvertrages, um diese Fragen zu klären, beginnt kommende Woche in Arusha. „Allein kann Buyoya nichts aushandeln“, sagt ein Vertreter der größten zivilen Hutu-Partei Frodebu, der dennoch das Treffen mit den Rebellen gutheißt: „Alles, was in diese Richtung läuft, ist zu begrüßen.“

Die FDD-Rebellen haben weniger Grund als Buyoya, die Waffen niederzulegen. Sie operieren seit einiger Zeit aus dem Kongo heraus und sind ein wichtiger Bestandteil der Streitkräfte des kongolesischen Präsidenten Laurent Kabila bei dessen Kampf gegen die Rebellenbewegung RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie). Das Hauptquartier des FDD-Führers Ndayikengurukiye befindet sich in Lubumbashi, der von Kabila kontrollierten Hauptstadt von Kongos Südprovinz Katanga, wo Kabila ihm nach Angaben aus Burundi die Leitung der Verwaltung überlassen hat. „Er bewegt sich nur noch im Flugzeug“, lästert ein burundischer Priester. „Er sagt: Ich verdiene mehr als Burundis Präsident, also warum soll ich nach Burundi zurückkehren?“

Doch in letzter Zeit wird es für die FDD im Kongo ungemütlich. Ihre traditionelle Hauptgeldgeberin, die kongolesische Geschäftsfrau Aziza Gulamali, arbeitet seit November beim Mineralienexport mit Kongos RCD-Rebellen zusammen. Und im Dezember hat Kabila schwere Niederlagen in Katanga erlitten; die RCD sieht sich mittlerweile in der Lage, Lubumbashi einzunehmen. Die Angst davor mag Kabila dazu bewogen haben, Frieden in Burundi stiften zu wollen. Kongos Außenminister Okitundu sagte am Mittwoch, Kabila habe „keine Mühe gescheut“, um den „sehr widerwilligen“ FDD-Führer zum Dialog zu bewegen.

DOMINIC JOHNSON