Muslime kritisieren Polizei

Nach den Schüssen auf eine Kölner Moschee sucht die Polizei weiter nach den Tätern. Der Zentralrat der Muslime wirft den Behörden vor, „islamfeindliche Taten“ zu vertuschen

BERLIN taz ■ Der Anschlag auf eine Moschee in Köln hat deutliche Spuren hinterlassen. „13 Einschüsse sind an der Außenwand zu erkennen“, teilte die Polizei gestern mit, „sieben Projektile durchschlugen ein Fenster.“ Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen wurden die Schüsse „wahrscheinlich in der Neujahrsnacht“ von der gegenüberliegenden Straßenseite abgegeben. Menschen wurden nicht verletzt, weil sich zur Tatzeit niemand in dem Gebäude aufhielt. Einen fremdenfeindlichen Hintergrund kann die Polizei bisher nicht erkennen.

Der Zentralrat der Muslime erhob gestern schwere Vorwürfe gegen die Polizei, weil sie den Anschlag zunächst nicht öffentlich bekannt gemacht hatte. „Wir sind der Überzeugung, dass islamfeindliche Taten nicht durch Verschweigen und Verharmlosen, sondern durch Aufklärung und gemeinsames Handeln bekämpft werden müssen“, sagte der Zentralratsvorsitzende Nadeem Elyas der taz. „Das Prinzip muss sein, alles bekannt zu machen.“ Die Schüsse auf die noch im Bau befindliche Kölner Moschee seien „die Fortsetzung einer Anschlagserie auf islamische Einrichtungen“. Im vergangenen Jahr hatte es bereits Attacken auf muslimische Gebetshäuser in Gera, Eppingen und Uetersen gegeben. Elyas fordert deshalb, „dass den Muslimen Schutz ihrer Würde und Unversehrtheit ihrer Gotteshäuser gewährleistet wird“.

Die Kölner Polizei verwahrte sich gestern energisch gegen den Vorwurf, die Tat vertuscht zu haben. Die Bitte um Vertraulichkeit habe lediglich dazu gedient, in Ruhe und verdeckt ermitteln zu können. „Es boten sich schnell Ermittlungsansätze“, sagte ein Sprecher. Die Ermittlungen seien „nun auf Grund der Veröffentlichung“ durch den Zentralrat der Muslime „gefährdet“.

Während sich die Polizei über mögliche Täter nicht äußern wollte, wies Zentralratschef Elyas erste Spekulationen über „innerarabische Streitigkeiten“ zurück. „Für Konflikte in der Islamischen Gemeinde gibt es keinerlei Anzeichen“, betonte Elyas.

Während die Polizei behauptet, das beschossene Gebäude sei „von außen nicht als Moschee zu erkennen“, verweist Elyas auf die orientalische Fassade. „Die Täter wussten, worauf sie schossen.“

LUKAS WALLRAFF