Frauenförderung
: Stimulierende Wirkung

■ Zwei Bremer Betriebe wurden als besonders frauenfreundlich prämiert

Der Herr Hattig und die Frauen. Bei der Verleihung des Preises „Frauenfreundlichster Betrieb im Land Bremen“ offenbarte sich der Wirtschaftssenator als aktiver Frauenförderer, der in seiner Tätigkeit als Beck's Boss dem weiblichen Personalchef zu Lohn und Brot verholfen hatte. Der Begriff „Frauenförderung“ schmeckt ihm allerdings gar nicht, hat er doch erkannt, dass Frauen keine Sonderbehandlung im Sinne einer Förderung für Lernschwache brauchen. „Ich kenne ganz viele nette und intelligente Frauen!“, bekannte der Senator, der sich dennoch für seine „Männlichkeit nicht entschuldigen“ wollte. Über den Preis verlor er außer dem Hinweis auf seine stimulierende Wirkung nicht viele Worte – das hatte seine Kollegin Hilde Adolf, die Senatorin für Frauen und Soziales, ja bereits kompetent erledigt.

Die verwies darauf, dass der Aufbau von betrieblichen Strukturen, in denen beide Geschlechter die gleichen Möglichkeiten der Einstellung, des Aufstiegs und der angemessenen Entlohnung haben, nicht nur um eines kreisen würde: wie nämlich der weibliche Elternteil sowohl Beruf als auch Familie bewältigen kann. Dieses Jahr haben gleich zwei Bremer Betriebe die Jury davon überzeugt, dass sie die von Adolf geforderte „gelebte Gleichheit der Geschlechter“ konkret umsetzen.

Das „Versicherungs- und Finanzkontor“ bietet seinen 11 Mitarbeiterinnen und dem Geschäftsführer außer flexiblen Arbeitszeiten und Lohnfortzahlungen bei kranken Kindern auch ein umfangreiches Weiter- und Fortbildungsprogramm. Darüber hinaus engagieren sie sich für verschiedene Frauenprojekte. „Wir haben niemand eingestellt, weil sie eine Frau ist. Wir sind kein karitativer Verein, sondern müssen uns auf dem Markt behaupten“, sagt die Geschäftsführerin, Karla Friedrichs. Für die Einstellung von Frauen spricht ihrer Meinung nach deren Flexibilität und Einsatzbereitschaft. Auch in der Spedition Helms nutzen mit fünf weiblichen von sieben MitarbeiterInnen überwiegend Frauen die verkürzten Arbeitszeiten, Lohnfortzahlung im Krankheits- fall des Kindes und Anreize zur Weiterbildung. Von dem zweiten männlichen und kinderlosen Beschäftigten kam übrigens der anfangs „nicht ganz ernst gemeinte“ Vorschlag, sich um die Auszeichnung zu bewerben. Beide Firmen wollen jetzt gemeinsam beim Betriebs-Frühstück überlegen, was sie mit den jeweils 5000 Mark anfangen.

Beworben hatten sich bei dem zum dritten Mal seit 1994 ausgerufenen Wettbewerb 40 Betriebe. In die engere Auswahl kam dabei auch ein Ableger der Telekom, der Software-Konzern T-Nova. Mit insgesamt 477 MitarbeiterInnen (davon 94 Frauen) war T-Nova mit Abstand der größte Bewerber.

Apropos Größe: „Ich brauche meinen Kopf ja nicht höher zu tragen, nur weil jemand eine Frau ist“, sagte Senator Hattig. Kann er auch kaum. Auf seine Senatskolleginnen vermag er mit einer Körpergröße von unter 170 Zentimetern wahrlich nicht herabzuschauen. ei