„Die lässt sich nicht unterkriegen“

Die grünen Landesverbände in Ost und West begrüßen die Kandidatur der Parteilinken Claudia Roth

BERLIN taz ■ Auch wenn sie die Wunschkandidatin der Linken in der Partei ist – so richtig kritische Äußerungen zur Kandidatur von Claudia Roth für das Amt der Bundesvorsitzenden der Grünen waren gestern selbst passionierten Realpolitikern aus den Landesverbänden nicht zu entlocken. „Große Verdienste“ habe sich Roth als Innen- und als Rechtspolitikerin erworben, sowohl im Europaparlament als auch im Bundestag, sagte etwa der Fraktionsvorsitzende der Grünen im hessischen Landtag, Tarek Al-Wazir. Dass Roth kandidiere, obwohl sie auf ihren Sitz im Bundestag verzichten müsse, bezeichnete Al-Wazir als „sehr respektabel“ und als „konsequent“. Schließlich habe sie alle Anträge zur Aufhebung der Trennung von Amt und Mandat immer abgelehnt.

Ihre Erfahrungen mit den inhaltlichen Schwerpunkten Menschenrechte und Demokratie würden Claudia Roth auch als Parteivorsitzender zugute kommen, sagte die Landesvorsitzende der Grünen in Niedersachsen, Heidi Tischmann. Sie begrüßt die Kandidatur von Roth nachdrücklich. Damit werde der Partei eine lange Diskussion um Personen erspart, „die so oft die inhaltliche Arbeit zu kurz kommen lässt“.

Bei den Grünen im Bundesland Rheinland-Pfalz, dort sind im März Landtagswahlen, hält man Claudia Roth gar für eine „hervorragende Besetzung“. Claudia Roth und Fritz Kuhn würden sich gut kennen, und Roth sei ohnehin eine „offene und auch fröhliche Frau“, so Steffi Ober vom Landesvorstand. Dass es an der Spitze der Partei wieder zu Flügelkämpfen kommen könnte, hält Ober für ausgeschlossen: „Das ist doch Schnee von vorgestern.“

Und was sagen sie im Osten? Die „dritte Quotierung“ sei mit der Kandidatur von Roth zwar „nicht geschafft“ worden, konstatierte der Schatzmeister der Bündnisgrünen in Sachsen, Andreas Warschau, Mitglied auch im Landesvorstand der Partei. Doch man könne da auch „nicht krampfhaft drauf bestehen“. Immerhin erfülle Roth „zwei Quotierungsbedingungen: Sie ist eine Linke, und sie ist eine Frau.“ Und Andreas Warschau traut ihr zu, dass sie auch „die Ostinteressen mit vertritt“.

Die junge Landessprecherin der Grünen in Thüringen, Astrid Rothe, Mitglied auch im Bundesparteirat und selbst als Kandidatin „im Gespräch“ gewesen, hält Roth gar für die „Idealbesetzung“. Eine Linke neben dem Realo Kuhn an der Spitze der Partei, das sei „längst überfällig“ gewesen. „Die Roth lässt sich nicht unterkriegen!“

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT