Drach will auch Schuld teilen

Im Prozess um die Reemtsma-Entführung belastete der Hauptangeklagte Thomas Drach seinen Komplizen schwer. Wolfgang Koszics habe die Hälfte des Lösegelds erhalten

HAMBURG taz ■ Erstmals hat Thomas Drach gestern vor dem Hamburger Landgericht von seinem Aussagerecht Gebrauch gemacht. Der Entführer des Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma beschuldigte seinen bereits verurteilten Komplizen Wolfgang Koszics: Es sei von Anfang an vereinbart worden, das Lösegeld zu teilen. Koszics habe von seiner Hälfte die Helfer bezahlt.

Erstmals teilte Drach gestern mit, wo sein Anteil von 15,6 Millionen Mark geblieben sei: Zunächst habe er die Beute ein Jahr lang in einem Safe in der von einem Freund angemieteten Garage in Köln zwischengelagert. Nach einem Jahr verteilte er die Summe bis auf einen Rest in andere Depots im Ausland. Das Gros des Geldes, so Drach, sei allerdings nicht mehr auffindbar. Ein erklecklicher Teil sei auf dem Weg nach Moskau gestohlen worden. Bis heute sei ihm nur eine geschätzte halbe Million Dollar verblieben. Wo diese deponiert sind, teilte Drach nicht mit.

Eine Aussage darüber, wo Koszics sein Geld gelassen hat, konnte oder wollte Drach nicht machen. Damit stehen die Ermittler vom Landeskriminalamt vor einem Dilemma. Bislang gingen sie davon aus, dass nur Drach etwas über die noch nicht aufgefundenen 29 der 30 Millionen Mark sagen könne. Nun steht Aussage gegen Aussage.

Am Tod Reemtsmas sei ihm nicht gelegen gewesen, gab Drach zu Protokoll. Dies hätte bedeutet, 30 Jahre von der Polizei verfolgt zu werden. Das Opfer am Leben zu lassen bedeutete dagegen, nach spätestens drei Jahren von den Ermittlern in Frieden gelassen zu werden. Der Prozess wird am kommenden Donnerstag mit der Aussage von Reemtsmas Lebensgefährtin fortgesetzt. JaF