Singende Zeitung

■ Tata Dindi praktizierte in den Weserterrassen die Geburt der Freude aus dem Ernst

Wie es eben so ist in der westafrikanischen Musik: Schon Tata Dindins Großvater Al Hadj Bai Konte zupfte die 21-saitige Kora-Harfe virtuos und auch der Vater Malamini Jobarteh war in Gambia ein vielgeachteter Griot, also eine singende Personalunion aus Geschichtsbuch und Zeitung.

Im Mandinka-Volk war das Weitergeben von musikalischen Kenntnissen nur innerhalb der Familie üblich. Aber wie alle Jungen suchte sich Tata auch seine eigenen Lehrer und überschritt musikalische Grenzen. Er hat für dieses Jahr ein paar Konzerte mit dem deutschen Pianisten Hans Lüdemann geplant und soll bei manchen Auftritten sein Instrument wie ein wiedergeborener Jimi Hendrix mit den Zähnen oder auf dem Rücken spielen, wovon allerdings bei der Weltnacht im Bürgerhaus Weserterrassen weniger zu sehen war.

Er kam mit seiner Band Salam, die zwar auch mit E-Bass arbeitet, sonst aber jener Radikalisierungslogik gehorcht, die man bei eher traditionellen Konzerten so liebt. Zunächst waren die Musiker weihwasserernst. Daumen und Zeigefinger zirpten in Windeseile am an den Bauch geklemmten Instrument, der Rest des Körpers tat, als wüsste er von nichts, und die Augen stierten in ferne, unsichtbare Wüsten.

Die Koras versenkten sich in ewigen Wiederholungen. Aus diesen wuchsen aber mit der Zeit immer knackigere Melodien hervor oder einfach mal ein rockiger Knack-Ton auf dem elektrischen Bass.

Der Groove kam langsam in die Schwünge und am Ende des Konzert war das Bürgerhaus Weserterrassen voll von verschmunzelten, schunkelnden Menschen. Wieder einmal zeigte sich die Weltnacht als besonders herzliche Angelegenheit.

Und wissen möchte man ja schon gerne mal, woran das eigentlich liegt, dass die vielen binationalen Kinder auf diesen Konzerten allen möglichen Menschen, den weißen und den farbigen, so schön und stark erscheinen. bk