Kunsthalle 2001

In üblicher Zurückhaltung bekannte gestern Uwe M. Schneede, Direktor der Hamburger Kunsthalle auf der Programmpressekonferenz: „Ich finde, wir sind eines der regesten Museen im Land.“ In der Tat hat das Haus von mittelalterlichen Altartafeln über aktuelle Intervention junger Künstler in kleinen und großen Ausstellungen bis zu zahlreichen Sonderveranstaltungen einiges zu bieten.

Das Publikum hat's bemerkt: Nachdem 1999 ein Besucherrückgang zu verzeichnen war, ist im abgelaufenen Jahr die Besucherzahl wieder gestiegen. Attraktivste Ausstellungen waren die mit dem Künstlernamen Caspar David Friedrich lockende Schau früher Freilichtmalerei aus Dänemark und Norddeutschland und die Ausstellung Surreale Welten. Romantik und klassische Moderne locken nach wie vor die meisten Zuschauer. Daran knüpft auch das Programm 2001 an, wenn es zweimal einen Aspekt künstlerischer Arbeit von den Klassikern bis zur Gegenwartskunst vorführt: Hypermental befasst sich vom 16.2. an mit „wahnhaften Wirklichkeiten“ und fiktiven Welten von beispielsweise Salvador Dalí bis Matthew Barney, von Marcel Duchamp zu Jeff Koons. Und ab Ende September wird die Motivation untersucht, mit der Künstler zwischen Ordnung und Obsession sich der Erstellung von Serien widmen. Beide Ausstellungen sind zu großen Teilen von Christoph Heinrich erarbeitet. Denn nicht nur die Verschiedenheit der Kunstgeschichte ist auf der Kunstinsel präsent, auch die Verantwortung verschiedener Kuratoren trägt zur Vielstimmigkeit bei.

Einem ganz unbekannten Thema hat sich Ulrich Luckhard gewidmet: Der unerwartet großen Rolle, die mutige Hamburger Sammler vor 1933 bei der Durchsetzung der Moderne spielten. Als Beleg dieses frühen Engagements kehren viele ehemals hier versammelte Bilder von Picasso, Beckmann, Nolde und anderen in die Stadt zurück (ab 23.3.).

Unbedingt erwähnt werden muss auch die Foto- und Videoausstellung der Iranoamerikanerin Shirin Neshat (ab 26.1.). Einige ihrer Arbeiten wurden durch die „F.u.W. Stiftung“ für die Kunsthalle bereits erworben. Das ist nur eines der Beispiele für die rege Förderung der Kunsthalle durch Stiftungen, Versicherungen, Banken, und Warenproduzenten – nicht zu vergessen die finanzielle und praktische Hilfe durch den Verein der Freunde der Kunsthalle. Denn ohne Partner kann heute eine als selbstständige Stiftung agierende Kunsthalle nicht mehr erfolgreich sein.

Hajo Schiff