Klonen oder nicht klonen

EU-Parlament berät in neuem Ausschuss Klonen von Embryo-Stammzellen unter ethischer Fragestellung. Gespaltene Positionen. Vorschläge für Gesetzgebung

BRÜSSEL taz ■ Politiker, die nicht weiter wissen, gründen einen Ausschuss. Während von heute an 36 Mitglieder aller Fraktionen des Europaparlaments ein Jahr lang Experten zur Medizinethik befragen und Vorschläge für die europäische Gesetzgebung ausarbeiten, werden in biotechnischen Labors längst Fakten geschaffen.

Vor allem die Entscheidung des britischen Unterhauses, das Klonen von menschlichen Embryo-Stammzellen zu therapeutischen Zwecken zuzulassen, hat das EU-Parlament gespalten. Die Labour-Abgeordneten innerhalb der sozialistischen Fraktion haben sich seither bei medizinethischen Abstimmungen enthalten. Den deutschen Sozialdemokraten dagegen gehen die bisherigen Resolutionen nicht weit genug. „Kein Wissenschaftler hat das Recht, Frauen zur Produktionsstätte von Embryonen zu machen und Letztere später wie Müll zu behandeln“, schrieb die SPD-Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt im September.

Ihr CDU-Kollege Peter Liese dagegen hält die vom Parlament verabschiedeten Resolutionen für ausreichend. Tatsächlich haben die europäischen Abgeordneten bereits mehrfach gegen das Klonen von menschlichen Wesen protestiert. Schon im April 1997 trat eine Zweidrittelmehrheit dafür ein, „dass keine Gesellschaft unter irgendwelchen Umständen das Klonen von menschlichen Wesen zu Versuchszwecken, im Rahmen von Fruchtbarkeitsbehandlungen, Präimplantationsdiagnosen, Gewebetransplantationen oder zu irgendeinem anderen Zweck rechtfertigen oder hinnehmen darf“.

Ob das geplante britische Gesetz EU-Recht entgegensteht, ist unter Fachleuten umstritten. Zwar hat der Ministerrat in einem Memorandum zur Biopatent-Richtlinie deutlich gemacht, dass der darin verwendete Begriff „menschliche Lebewesen“ auch Embryonen einschließt. Solange aber die neuen Techniken in Großbritannien nicht patentiert werden, greift die Richtlinie nicht. Der neue EU-Parlamentsausschuss soll nun vor allem klären, ob geklonte Zellhaufen überhaupt die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen können. Außerdem werden die Abgeordneten mit Alternativen vertraut gemacht. Denn viele Wissenschaftler glauben, dass aus Zellen erwachsener Menschen oder dem embryonalen Gewebe von Fehlgeburten ebenfalls das notwendige Zellmaterial gewonnen werden kann.