Flüchtling nach Brand in Lebensgefahr

Im nordhessischen Eschwege zündete jemand Benzin im Flur eines Asylbewerberheims an. Durch das Feuer erlitt ein Libanese lebensgefährliche Verbrennungen. Die Polizei schließt einen rechtsradikalen Hintergrund nicht aus

ESCHWEGE taz ■ Bei einer Brandstiftung in einem Flüchtlingswohnheim im nordhessischen Eschwege ist ein 63-jähriger Asylsuchender aus dem Libanon lebensgefährlich verletzt worden. Die Polizei in Eschwege schloss gestern einen rassistischen Anschlag auf das Wohnheim generell nicht aus.

Die bisherigen Ermittlungen nach der Brandstiftung, die sich bereits am frühen Freitagmorgen ereignete, hätten aber noch keine Erkenntnisse über ein mögliches Motiv und auch keine Anhaltspunkte für einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat ergeben, sagte Polizeisprecher Werner Zechner. Dem Feuer in dem Wohnheim, das die Eschweger Polizei in ihrem Mitteilungen stets als „Asylantenunterkunft“ bezeichnet, ging offenbar eine Art Explosion voraus.

Nach Angaben der Polizei wurde ein Nachbar des Hauses im Eschweger Stadtteil Eltmannshausen am frühen Freitagmorgen gegen 3 Uhr durch einen lauten Knall in dem Wohnheim geweckt und hatte anschließend die Feuerwehr alarmiert. Polizei und Feuerwehr konnten knapp 20 Flüchtlinge evakuieren. Der 63-jährige Libanese, der im Schlaf von dem Feuer überrascht wurde, konnte nur noch mit schwersten Brandverletzungen geborgen werden. Die Feuerwehr hatte den Brand jedoch, bei dem ein Sachschaden von insgesamt rund 100.000 Mark entstand, schnell unter Kontrolle gebracht.

Beamte des hessischen Landeskriminalamts stellten bei ihren Ermittlungen fest, dass im Flur des Heims eine brennbare Flüssigkeit, wahrscheinlich Benzin, ausgegossen und entzündet worden war. Nach Polizeiangaben floss das Benzin unter der Tür hindurch in das Zimmer des lebensgefährlich Verletzten hinein oder wurde, so der Sprecher, „möglicherweise sogar unter der Tür durchgegossen“. Nach den Ermittlungen war es in der Tatnacht möglich, über eine nur zugezogene hintere Tür in das Wohnheim einzudringen, ohne Einbruchsspuren zu hinterlassen. Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in das Haus fanden sich nicht.

Der schwer verletzte Libanese wird derzeit in einer Spezialklinik in Halle behandelt und schwebt weiter in Lebensgefahr. Aus der Vernehmung der Hausbewohner, die noch nicht abgeschlossen sind, haben sich nach Polizeiangaben bislang keine Hinweise für die Aufklärung der Tat ergeben. JÜRGEN VOGES