Hallenabriss provisorisch auf Eis gelegt

Senat gibt sich entschieden: Die Deutschlandhalle wird nun definitiv provisorisch zur Eissporthalle umgebaut. Die Zukunft der Halle bleibt aber ungewiss. Auch über privatfinanzierte Hallenneubauten ist noch nicht entschieden

Im Dauerstreit um die Zukunft der Deutschlandhalle hat der Senat gestern endgültig ein Provisorium beschlossen. Bis zum Herbst soll in das leer stehende Gebäude für 9,3 Millionen Mark notdürftig eine Eisfläche eingebaut werden – als Ersatz für die benachbarte Eissporthalle an der Jafféstraße. Die wird im Herbst abgerissen, um der Messegesellschaft Platz für einen neuen, bis zu 110 Millionen Mark teuren Südeingang zu verschaffen.

Auf den Deal hatten sich die verfeindeten Koalitionsparteien CDU und SPD bereits vor vier Monaten geeinigt. Das neue Provisorium ermöglicht es dem Senat, sich gleich um drei Entscheidungen herumzumogeln: Was in Zukunft mit der Deutschlandhalle, mit der Messegesellschaft und mit dem Berliner Eissport geschieht, ist weiter völlig offen.

Der Eishockey-Proficlub Berlin Capitals soll ab dem Jahr 2004 seine neue Heimstatt in einer privat finanzierten Großsporthalle finden. Für ein solches Projekt in Spandau oder Friedrichshain haben bereits zwei private Investorengruppen um den Siemens-Konzern und die amerikanische Anschütz-Gruppe konkurrierende Konzepte vorgelegt. Eine Entscheidung des Senats ist auch hier noch nicht in Sicht.

Für die Amateurspieler soll innerhalb des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf eine neue Eishalle gebaut werden. Wo sie stehen und wie sie bezahlt werden soll, ist allerdings weiterhin unklar.

Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass beide Hallen tatsächlich 2004 fertig sind, wäre die Deutschlandhalle dann überflüssig. Über die Frage, was mit dem Gebäude im Anschluss passieren soll, stritten sich Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) und Sportsenator Klaus Böger (SPD) bei der Bekanntgabe der angeblichen „Einigung“ gestern ausgiebig.

Branoner plädierte für einen Abriss der Deutschlandhalle, weil es in Berlin keinen Bedarf für einen Veranstaltungsort dieser Größenordnung gebe. Das Problem des Denkmalschutzes nehme er „easy“, sagte der Wirtschaftssenator.

Böger hingegen betonte, das endgültige Schicksal der Deutschlandhalle sei noch nicht entschieden. Damit stützte er die Position von SPD-Chef und Bausenator Peter Strieder, der einen Abriss unter Verweis auf den Denkmalschutz ablehnt. Der Sportsenator fügte jedoch hinzu, er wolle „keinen neuen Streit aufkommen lassen“. Es sei „wie beim Klößeessen: einer nach dem anderen“.

Dieses Prinzip will der Senat nach Auskunft Branoners auch auf die Zukunft der Messe anwenden. Die nötigen Entscheidungen würden „phasenweise“ getroffen, sagte der Wirtschaftssenator. Damit bezog er sich darauf, dass Fragen wie die Übertragung der Grundstücke an die Messegesellschaft oder die Zukunft des Internationalen Congress Centrums (ICC) weiter ungeklärt sind.

Womöglich sind all diese Fragen ohnehin müßig. Nachdem der Senat sich des Entscheidungszwangs so schön entledigt hat, wird er so schnell auch nichts entscheiden. Mit den Worten, es gebe „nichts Dauerhafteres als Provisorien“, wies Böger auf diesen Umstand hin. Schließlich habe das Bonner „Provisorium“ der alten Bundesrepublik ebenfalls erstaunliche Lebenskraft bewiesen. „Auf 40 Jahre werden wir es nicht bringen“, fügte der Sportsenator allerdings hinzu. RALPH BOLLMANN