In Uruguay gegen den Faschismus

Ausstellung im Altonaer Rathaus: „Für Deutschland gegen Hitler“  ■ Von Elke Spanner

Kurt Wittenberg zeigt auf das Bild einer schwarz-weiß-roten Fahne und grinst: „Das hat uns, die wir aus der linken Ecke kamen, gar nicht gefallen“, sagt er, „aber wir haben die Farben trotzdem benutzt, um auch die konservativen Wehrmachtssoldaten für unseren Widerstand zu gewinnen.“ Schauplatz waren die Länder, die von Deutschland in den zweiten Weltkrieg verwickelt wurden oder in die AntifaschistInnen geflohen waren. „Der Widerstand war weltweit“, sagt Stefan Doernberg. Er ist Leiter der Ausstellung „Die weltweite Bewegung „Freies Deutschland“ – Für Deutschland gegen Hitler“, die im Altonaer Rathaus gezeigt wird.

Nach Hamburg geholt hat diese die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA). Das Bezirksamt wurde gewählt, weil dorthin auch Menschen kommen, die sich sonst nicht über antifaschistischen Widerstand informieren würden. Und darüber aufzuklären ist Doernberg nicht nur wichtig, „weil der Rechtsextremismus in Deutschland wieder zunimmt“. Er will auch auf damals Oppositionelle hinweisen, die in der Geschichtsschreibung weitgehend unerwähnt bleiben. Denn mit antifaschistischem Widerstand würde heutzutage nur noch zweierlei verbunden: Zum einen das gescheiterte Hitler-attentat am 20. Juli 1944, zum anderen der Widerstand gegen den Holocaust. Doch „die Verbrechen des Hitlerregimes bestanden nicht allein in der Judenvernichtung“, erinnert Doernberg, „sondern auch im Krieg“.

Gegen den hatten weltweit Gruppen der „Nationalkomitees Freies Deutschland“ agiert. Ausstellungsleiter Doernberg, heute Historiker, lebte bei Kriegsausbruch in Moskau und meldete sich umgehend zur Roten Armee. Ab 1943 tat er, „was man heute psychologische Kriegsführung“ nennt: Er versuchte, gegnerische Truppen und die Bevölkerung an der Front vom Widerstand gegen Hitler zu überzeugen. Er arbeitete eng mit den Nationalkomitees zusammen und unterstützte diese materiell.

Kurt Wittenberg war damals als 18-Jähriger in Urugay aktiv, wohin seine Familie 1939 geflohen war. Zusammen mit anderen Exilanten gründete er zunächst das „Deutsche antifaschistische Komitee“. Mit Flugblättern und Veranstaltungen versuchten sie, „in der deutschen Kolonie in Montevideo Fuß zu fassen, aber fast alle Deutschen dort waren überzeugte Nazis“. In den späteren Kriegsjahren beschränkte sich das inzwischen in ganz Lateinamerika arbeitende Komitee der „Freien Deutschen“ nicht auf Agitation, sondern unterstützte die Alliierten im Krieg gegen Deutschland mit Geldspenden und Medikamenten.

Unerträglich findet Wittenberg heute, Demonstrationen von Rechtsextremisten zu sehen. „Von Neonazis, wie es fälschlich heißt“: Die Ideologie ist die alte. Auch die Farben, die sie bei diesen Kundgebungen tragen: Schwarz-weiß-rot.

Ausstellung bis 15.2., werktags 7-19 Uhr, Freitags 7-16 Uhr