Der Griff ins Bio-Regal

Ökobauern haben sich strenge Regeln auferlegt

von STEFAN KUZMANY

Der Einkaufszettel ist geschrieben, der Geldbeutel gefüllt. Doch wo einkaufen? In Zeiten wachsenden Misstrauens gegenüber der Lebensmittelindustrie steuern viele Verbraucher lieber den Naturkostladen an als den Supermarkt um die Ecke. Aber sind die Erzeugnisse aus ökologischem Landbau tatsächlich besser als die herkömmlichen Produkte von der Wurst- und Gemüsetheke?

„Hinsichtlich des Nährstoffgehalts lässt sich nicht pauschal sagen, ob ökologisch erzeugte Produkte eine bessere Qualität aufweisen als konventionelle“, sagt die Düsseldorfer Ernährungsberaterin Heide Jenik. Denn die Unterschiede in den Nährstoffgehalten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen hingen nicht nur von der Anbauweise, sondern vor allem von der Sorte, dem Standort, dem Klima und dem Erntezeitpunkt ab. Und viele Substanzen, die sich bioaktiv und womöglich gesundheitsfördernd in den Produkten verbergen – wie Farb-, Aroma- und pflanzeneigene Schutzstoffe – sind noch nicht endgültig erforscht.

Allerdings unterscheiden sich – bei aller wissenschaftlichen Ungeklärtheit der tatsächlichen Folgen der unterschiedlichen Produktion in ökologischem und herkömmlichem Landbau – die beiden Ansätze in einem wesentlichen Punkt. Geht die konventionelle Lebensmittelindustrie von der These „Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt“ aus und maximiert so unter vielfältigem Einsatz von künstlichen Zusatzstoffen (natürlich immer unter Berücksichtigung gesetzlicher Grenzwerte) ihren Gewinn, haben sich die organisierten Ökobauern strenge Regeln auferlegt. Sie verfahren nach dem Motto „Alles, was schädlich sein könnte, lassen wir weg“. Der Verbraucher, der also – zumindest relativ – sicher gehen möchte, nicht vom nächsten Lebensmittelskandal in eine tiefe Ernährungskrise gestürzt zu werden, tut besser daran, sich bei ökologischen Lebensmitteln zu bedienen.

Ein noch stichhaltigeres Argument für den Kauf von Ökoprodukten ist ihre positive Auswirkung auf die Gesamt-Ökobilanz. „Wenn ich Getreideprodukte kaufe, die nicht aus mit Pestiziden und Dünger behandeltem Getreide hergestellt worden sind, schone ich das Grundwasser“, sagt Thomas Dosch von Bioland. „Sonst zahle ich zwar weniger für das Brötchen, dafür aber mehr für die Kläranlage.“ Geht es dem Verbraucher also nur um die Produktqualität – um das, was er nach Hause trägt und dann verzehrt? Oder interessiert er sich auch für die Prozessqualität – also für die umweltverträgliche Herstellung der Lebensmittel? Vor allem im letzten Fall empfiehlt sich der Griff ins Bio-Regal.