Endstation New York

Chefkoordinator der Russisch-Weißrussischen Union, Pawel Borodin, wird vonUS-Behörden festgenommen. Er soll sich an der Kremlsanierung bereichert haben

MOSKAU taz ■ Der Staatssekretär der Russisch-Weißrussischen Union, Pawel Borodin, ist gestern bei der Einreise in New York von US-Bundesbehörden festgenommen worden. Borodin war auf dem Weg zu den Inaugurationsfeierlichkeiten des US-Präsidenten Bush in Washington.

Bevor Borodin zum Chefkoordinator der Union ernannt wurde, leitete er unter Altpräsident Boris Jelzin die Liegenschafts- und Eigentumsverwaltung des Kreml. Hier liegt auch der Grund der Arrestierung: Borodin steht unter Verdacht, mindestens 25 Millionen US-Dollar Schmiergelder im Zusammenhang mit der Renovierung des Kremlpalastes eingesteckt zu haben. Die Schweizer Firma „Mabetex“ hatte damals den lukrativen Auftrag erhalten. Bereits die Baukosten waren weit höher veranschlagt, als der Umbau kostete. Auch das Tessiner Unternehmen soll sich revanchiert haben. Zunächst bat die russische Staatsanwaltschaft die Schweizer Justiz um Rechtshilfe. Kaum zeichnete sich das wahre Ausmaß des Skandals ab, erlahmte die Kooperationsbereitschaft der russischen Justiz. Im vergangenen Herbst wurde der Fall in Moskau zu den Akten gelegt. Wohl auf Geheiß des Kremls – es war Borodin, der Putin 1996 in der Präsidialverwaltung einen Job besorgt hatte.

Im Januar 2000 hatte die Genfer Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen Borodin erlassen. In der Schweiz ist der Fall nicht abgeschlossen. Den USA liegt ein Auslieferungsgesuch vor.

Moskau reagiert empört. Außenminister Iwanow zitierte den US-Botschafter zu sich und verlangte, Borodin auf freien Fuß zu setzen. In der Duma erregten sich Linkspatrioten: die Verhaftung sei eine Verunglimpfung Russlands. KLAUS-HELGE DONATH