Späte Ehrung

■ Uni-Forschungsstelle für Exilliteratur nach Walter A. Berendsohn benannt

Ein Mann liest seine eigene Todesanzeige in der Zeitung. Walter Artur Berendsohn war Sprachwissenschafler an der Uni Hamburg, bevor er 1933 entlassen wurde und emigrierte. Im Exil in Dänemark musste er in einem Nachruf im Hamburger Fremdenblatt lesen, er habe nicht mehr in die „neue Zeit“ gepasst, die in Deutschland nun angebrochen sei.

Berendsohn antwortete mit einem Artikel in Klaus Manns Exilantenzeitschrift Die Sammlung: In Deutschland sei nun „die völlige Drosselung des freien Geis-tes“ eingetreten, heißt es darin.

Am Donnerstagabend wurde die Forschungsstelle für Exilliteratur an der Uni Hamburg nach seinem Namen benannt. Berendsohn wurde als einer der ersten jüdischen Professoren 1933 entlassen. Er begann sich bereits im Exil für die Literatur der ebenfalls Vertriebenen zu interessieren und wurde damit zum Begründer der deutschen Exilliteraturforschung.

Berendsohns Wunsch, nach dem Krieg wieder in Hamburg lehren zu können, wurde damals seitens der Uni nicht entsprochen. Eine Rehabilitierung Berendsohns – und anderer Wissenschaftler – hätte den Prozess der Konsolidierung im Adenauer-Deutschland gestört. Dazu wäre eine Beschäftigung der Uni mit ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus nötig gewesen. Mit der Benennung erkennt die Uni nun zweifach verübtes Unrecht an. bebu