■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: In Bremen ankommen

Unter den Neulingen in den oberen Etagen der Bremischen Verwaltung gibt es ein geflügeltes Wort. Es heißt: „In Bremen ankommen.“ Damit ist natürlich nicht das Aussteigen am Hauptbahnhof oder die Einfahrt über verschneite Bundesstraßen gemeint. „In Bremen ankommen“ heißt: die Bremer Verhältnisse am eigenen Leib zu spüren.

Vor allem Innen-, Kultur- und Sportsenator Bernt Schulte (CDU) setzt gerne auf auswärtige Hilfe. Noch als Bausenator hatte er Ulla Luther nach Bremen geholt, die wieder verschwand, nachdem sie richtig in Bremen angekommen war. Als Innensenator kürte Schulte den Berliner Kuno Böse zum Staatsrat. Auch das neue Leitungspersonal in Kulturabteilung und Controlling-Gesellschaft kmb, das Schulte allerdings von seiner Vorgängerin Bringfriede Kahrs (SPD) geerbt hatte, kam von auswärts.

Auswärtige kennen Bremen nicht, auch wenn sie zuvor noch so viel über die Stadt gehört hatten. Die Auswirkungen des Personalvertretungsgesetzes kann man nur selbst erfahren. Sagt zum Beispiel die Neubremerin in Leitungsfunktion: „Lieber Herr X, liebe Frau Y, mit Ihrer Arbeit bin ich sehr zufrieden, aber ich meine, Sie sollten sich im Bereich Z fortbilden“, gilt das nicht als normale Personalentwicklung. Diesem Ansinnen muss nämlich der Personalrat zustimmen. Die Vertretung der MitarbeiterInnen lehnt so etwas oft, sogar sehr oft ab. Die Begründung: Überlastung. Nun will ich mir kein Urteil darüber anmaßen. Ich meine: Wenn man belastet, muss man zugleich auch entlasten. Ich kann auch nicht die doppelte Fläche im Haus des Reichs putzen und meine Arbeit für Finanzsenator Hartmut Perschau gleich gründlich erledigen.

Doch unterm Strich hat es in manchen Abteilungen jahrelang einfach keine Fortbildung mehr gegeben. Und das gefällt unseren NeubremerInnen gar nicht. Wenn sie unter sich sind, rufen sie: „Scheiße, warum tue ich mir das eigentlich an!?“ Darauf der andere: „Oh, jetzt sind auch Sie in Bremen angekommen.“ Übrigens sind mir von Senator Schulte eindeutige Zeichen der Amtsmüdigkeit zugetragen worden. Auch er schimpfte kürzlich: „Scheiße, warum tue ich mir das an!?“ Aber Schulte ist doch bekanntermaßen gar kein Neubremer, wundert sich

Ihre Rosi Roland