Affenversucher will weiter affenversuchen

■ Am 30. April läuft die Genehmigung für die Experimente mit den Makaken-Affen an der Bremer Universität aus / Offiziell weiß der Bremer Senat noch nicht, was dann kommt

Am 30. April läuft die Genehmigung aus, an der Bremer Universität mit Makaken-Affen Hirnforschungs-Experimente zu machen. Wie es nun weitergehen soll, hat der Grüne Hermann Kuhn in einer kleinen Anfrage den Senat gefragt. Der taz bremen liegt jetzt die Antwort vor, die die Regierung den Grünen am kommenden Dienstag geben will. Tenor der Antwort: Nichts genaues weiß der zuständige Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD).

Zwar werde das Gebäude mit 900 Quadratmetern Raum für die Hirnforscher, ihre Tiere und die acht Experimentier-Stühle im kommenden Monat fertig. Ein Antrag, dass die Forschungen fortgesetzt, und wie viele Makaken zur Auslastung der acht Primaten-Stühle dann gehalten werden sollen, liegt nicht vor. „Änderungen des Verwendungszweckes“ des teuren Spezialbaus sind dem Wissenschaftssenator aber auch „nicht bekannt“.

1998 hatte bei der befristeten Genehmigung der Experimente die damalige Wissenschaftssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) erklärt: „Wenn die Affenversuche in drei Jahren hoffentlich abgeschlossen sind, können die Bauten anderweitig genutzt werden.“ Die große Koalition hatte gleichzeitig einen Bürgerschaftsbeschluss herbeigeführt. Die Überschrift lautete damals: „Die Tierversuche perspektivisch reduzieren“.

Das ist aber Geschwätz von gestern. Der Senat geht davon aus, dass kurz vor Ablauf der alten Genehmigung ein neuer Antrag gestellt wird. Alles andere würde für einen Wissenschaftler, der seine Fachkompetenz und seine Veröffentlichungen auf die aufwendigen Experimente stützen will, keinen Sinn machen. In einem Nebensatz wird darum deutlich, dass der Senat natürlich von einer Genehmigung der Fortsetzung der Versuche ausgeht: „Die Räumlichkeiten sollen auch zukünftig zur Unterbringung der Tiere genutzt werden.“

Von einer „perspektivischen Reduzierung“ kann also keine Rede sein. Im Gegenteil – an die Bremer Universität wurde ein Wissenschaftler berufen, der Experimente mit Ratten macht. Die Veröffentlichungen erwecken den Eindruck, schreibt der Bundesvorsitzende des Deutschen Tierschutzverbandes, Wolfgang Apel, dass den Ratten Nervengift gespritzt werde, um bestimmte Hirnregionen zu zerstören.

„Manchmal könnte man schier verzweifeln“, schreibt Apel im Mitgliedermagazin der Tierschützer. Aber er will weiter kämpfen gegen die Bremer Affen-Versuche. Apel hat eine Studie in Auftrag gegen, die darstellen soll, was die wissenschaftlichen Ergebnisse der Bremer Tierversuche sind. Apel zur taz: „In den internationalen Datenbanken findet man keine nennenswerten Ergebnisse aus dieser Forschung in Bremen“. Jedenfalls nicht, wenn man das ethische Argument als Kriterium nimmt, dass die Experimente „dem Wohle des Menschen“ dienen und daher zu rechtfertigen wären.

Auf Druck der öffentlichen Diskussion hat die Universität Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, um Hirnforschung auch „mit nicht-invasiven Methoden“ zu betreiben. Demnächst soll ein Kernspin-Tomograph angeschafft werden, mit dem komplizierte Röntgenaufnahmen gemacht werden können. Die Nutzung der „nicht-invasiven Methoden“ führt allerdings derzeit nicht zu einer Reduzierung der Tierversuche, sondern zur Ausweitung der Hirnforschung. Es handele sich da um „Ersatz- und Ergänzungsmethoden“, formuliert der Senat in seiner Antwort auf eine entsprechende Frage der Grünen nebulös. Schon die Ankündigung der Wissenschaftssenatorin Kahrs, dem Affen-Experimentator Kreiter sollte eine wissenschaftliche Tätigkeit nur für drei Jahre genehmigt werden, hatte Tierschützer Apel als Versuch gewertet, „die Öffentlichkeit zu täuschen.“ K.W.