„Täglich eine politische Rendite“

Die taz-Genossenschaft bietet keine schnellen Gewinnmitnahmen – aber engagierte Investition in eine gelebte Utopie

„Geld muss arbeiten“, sagen die Finanzberater. Sicher. Aber Geld kann sich auch engagieren. „Ist das etwa keine Arbeit?“, fragen sich immer mehr taz-LeserInnen und lassen ihr Geld arbeiten, damit die taz arbeiten kann.

Mit Einlagen von mindestens 1.000 Mark haben die mittlerweile 5.000 Mitglieder in den vergangen neun Jahren eine finanzkräftige Genossenschaft aufgebaut, die inzwischen über ein Gesamtkapital von 9,9 Millionen Mark verfügt. Damit ermöglichen sie ihrer Zeitung, neben den großen Verlagen eine unabhängige und selbstbewusste Stellung einzunehmen. Aber auch, sich kontinunierlich weiterzuentwickeln, neue publizistische Projekte wie die letzte Blattreform „neue taz“ oder das Wochenendmagazin „taz mag“ anzuschieben.

Allein im letzten Jahr, als der Aktienmarkt noch mit schnellen Gewinnmitnahmen lockte, entschieden sich 657 neue LeserInnen für diese publizitische Solidargemeinschaft. Es waren nicht nur die gut verdienenden taz-UnterstützerInnen, die ihre Einlage in Zeiten größter Not um 10.000 Mark aufstockten. Auch Studierende oder Azubis haben 2000 dazu beigetragen, der taz mit über 1,8 Millionen Mark eine Zukunft zu sichern.

Ein solches LeserInnen-Engagement ist einmalig in der deutschen Presselandschaft und das Fundament für 21 Jahre taz-Geschichte. „Kauft die taz!“ – der Slogan der taz-Genossenschaft ist ernst gemeint. Mit der Gründung der Genossenschaft 1991 hat der taz-Verlag aber den Spagat geschafft: Die Zeitung wurde verkauft – und blieb dennoch in den Händen ihrer LeserInnen.

Wer sich in der taz-Genossenschaft engagiert, verzichtet bis heute auf eine Rendite, die sich in Heller und Pfennig auszahlt. Er freue sich täglich über seine „politische Rendite“, hat ein Genosse einmal gesagt und damit gemeint, dass die taz in seinem Briefkasten allemal ein intellektueller Ersatz für Zins und Zinseszins sein kann.

Die taz-Genossenschaft sichert aber nicht nur die publizistische Unabhängigkeit der taz, sondern ist auch eine gelebte Utopie. Denn so ermöglicht die taz ihren KundInnen eine moderne Form der Mitbestimmung.

Einmal im Jahr treffen sich die GenossInnen auf der Generalversammlung und debattieren mit RedakteurInnen und den Geschäftsführern engagiert die Zukunft der taz. Ein gewählter dreiköpfiger Aufsichtsrat kontrolliert die Verwendung der Genossenschaftsgelder. Alle größeren Investitonsvorhaben des taz-Verlags werden nun eng mit der Genossenschaft abgestimmt.

Heute, in Zeiten von Börsencrash und BSE, haben die taz-GenossInnen gut lachen. Ihre Anlage zahlt sich nun doppelt aus: Als taz-Leserinnen wissen sie seit langem, welche Gefahr vom Rinderwahnsinn ausgeht, und ihre tägliche taz ist ihnen ungeachtet herber „Kurskorrekturen“ am Neuen Markt immer noch so viel wert wie eh und je.

INFO: Wer mal einen Blick in die Berliner Redaktionsräume werfen möchte, ist dem Geno-Team willkommen (Tel. (0 30) 2 59 02-2 13, Fax 2 51 77 38, geno@taz.de)