„Banker haben Nachholbedarf“

„Grünes Geld“ ist eine Messe mit doppeltem Effekt: Potenzielle und aktive Anleger finden Informationen und Angebote. Firmengründer können Kontakte knüpfen, um Startkapital für neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen zu akquirieren

„Auch viele Fachleute aus der Bankerszene haben in Sachen grünes Geld Lern-und Nachholbedarf“

Nächsten Donnerstag öffnet zum zweiten Mal die Messe „Grünes Geld“ nebst Kongress ihre Pforten, diesmal in Berlin. Wir sprachen mit Thomas Bauer vom Öko-Zentrum NRW, dem Initiator der Messe.

taz: „Grünes Geld“ – weshalb bedarf es dafür einer Messe?

Thomas Bauer: Der Markt für ökologische Geldanlagen wächst in den letzten Jahren sehr stark. Doch er ist in der Öffentlichkeit noch immer zu wenig bekannt. Die Marktanteile sind weiterhin marginal: Bei den Fonds etwa macht grünes Geld gerade mal 0,4 Prozent aus. Das muss anders werden, denn mit einer Investition in den grünen Markt unterstützt letztlich jeder Anleger auch die Umwelt. Er fördert beispielsweise bei Kapitalerhöhungen die ökologische Produktionsweise von Firmen. Je besser es diesen Unternehmen geht, desto mehr passiert auch in Sachen Umweltschutz.

Sie gehen zum zweiten Mal ins Messe-Rennen. Zunächst in Hamm, jetzt in Berlin. Warum der Ortswechsel?

Die Hauptstadt ist ein wichtiger Finanz- und Medienplatz. Deshalb bietet Berlin natürlich ganz andere Dimensionen als das eher beschauliche Hamm, und die Veranstaltung wird hier mehr Beachtung finden. Hinzu kommt die Ankopplung an die Grüne Woche, die jährlich eine halbe Million Menschen anlockt. Wir hoffen auf Synergieeffekte.

Was konkret erwartet den Besucher?

Es sind etwa 35 Anbieter aus verschiedenen Branchen vertreten: von der GLS- und Umweltbank, über Direktbeteiligungen und Anlegerschutz, Forschungsinstitute, Fondsanbieter und Research bis hin zu Unternehmern, die grünes Kapital für ihre Aktivitäten suchen. Der Markt wird also umfassend abgebildet.

Es soll also auch Umsatz gemacht werden, will heißen: Unternehmen finden Investoren.

Die Messe wird einen doppelten Effekt haben: Zum einen findet der potenzielle und auch der bereits aktive Anleger Informationen und Angebote, zum anderen sollen Firmengründer und Unternehmen Kontakte knüpfen, um das notwendige Startkapital für neue Ideen, Produkte und Dienstleistungen zu erhalten. Es wird also auch Aussteller geben, die Investoren suchen.

Ist eine Art „Börse“ geplant, an der nicht nur Informationen, sondern auch Investitionen gehandelt werden?

Nein, so weit sind wir noch nicht. Das könnte eine der nächsten Veranstaltungen leisten, der Aufwand dafür ist sehr hoch.

Welches Publikum erwarten Sie?

Privatanleger, außerdem Experten aus der Finanzwelt, also Banker und Analysten, und schließlich Existenzgründer und Selbstständige auf der Suche nach Kapital.

Mancher Besucher wird auch kommen, um hier den Anlagetipp seines Lebens zu suchen. Findet er den?

Das wird sich zeigen. Letztlich gilt auch im grünen Bereich das Motto aus der konventionellen Anlage: No risk, no fun. Wir werden versuchen, mit einem Anlaufpunkt für Privatanleger Informationen zu vermitteln, ihm Kriterien aufzuzeigen, nach denen der Anleger fragen sollte, bevor er investiert. Aber wir machen natürlich keine Produktempfehlungen.

Wo wir bei „risk“ sind: Geldanlage ist dann ein heikles Thema, wenn sich zwielichtige Anbieter unter die Aussteller mischen. Haben Sie genommen, wer zahlen konnte, oder haben Sie gesiebt?

Wir haben gesiebt. Es gibt einen Fachbeirat, der einen Blick auf die Reservierungen geworfen hat. Letztlich kann man aber nie absolut sicher sein, alle schwarzen Schafe aussortiert zu haben. Aber ich glaube, dass es ganz gut funktioniert hat.

Wie viele Interessenten haben Sie denn zurückgewiesen?

Keinen. Unternehmen mit dubiosem Ruf haben wir gar nicht erst angeschrieben. Offenbar hat diese Vorauslese geklappt.

Die Messe wird um einen Kongress ergänzt. Worum geht es da?

Man wird dort das Wissen und die Informationen vertiefen können, die man an den Ständen erhält. Es gibt Vorträge eher für Fachleute, andere Referenten sprechen Privatanleger an. Letztlich wird sich das Kongressangebot aber kaum so eindeutig aufteilen lassen: Auch viele Fachleute aus der konventionellen Bankerszene haben in Sachen grünes Geld Lern- und Nachholbedarf.

INTERVIEW: ANDREAS LOHSE