BSE: Die ersten Pleiten drohen

■ Bauern werben in Fußgängerzonen um Vertrauen

Landwirte haben am Sonnabend in zahlreichen Städten und größeren Gemeinden Schleswig-Hol-steins um Vertrauen geworben. Mit Flugblättern versuchten sie in Fußgängerzonen und Einkaufszentren, die Verbraucher über ihre Sicht der BSE-Krise zu informieren und auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Für kommenden Sonnabend hat der Bauernverband zu eine Kundgebung in Rendsburg aufgerufen.

Die Bauern bekräftigten ihre Forderung nach rascher Hilfe durch die Politik. So solle die Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte von sieben auf 16 Prozent angehoben werden. Dies könne ein Beitrag der Verbraucher sein, um die Kosten für die BSE-Schnelltests und die Entsorgung aufzufangen.

Der nahezu vollständige Zusammenbruch des Rindermarktes zeigt derweil Folgen: Die ersten Betriebe stehen vor der Pleite, vorzeitige Betriebsaufgaben werden bereits angekündigt. „Ohne staatliche Unterstützung geht es nicht“, sagt Landwirt Hans Karstens, der in Röst (Kreis Dithmarschen) einen Rindermast- und Milchviehbetrieb unterhält. Er selbst vermarktet pro Jahr etwa 100 Bullen. Doch seit November geht nichts mehr. Die Tiere bleiben im Stall oder auf der Weide.

Hans-Jürgen Kunz von der Landwirtschaftskammer schätzt, dass in Schleswig-Holstein derzeit etwa 50.000 Rinder in den Ställen stehen, die seit November hätten vermarktet werden müssen. Die Zahl steige ständig, weil kaum jemand einen Käufer findet. Andere hätten einfach nur Angst, dass der BSE-Test positiv ausfallen könnte und warten ab. Ohne Einnahmen.

Rüdiger Ewald