Probeprotest gegen Castoren

400 AKW-Gegner testen Belastbarkeit der neuen Brücke auf dem Weg nach Gorleben. Streit zwischen Bund und Ländern um Transport ins Zwischenlager Ahaus

HANNOVER taz ■ Mit einer symbolischen „Belastungsprobe“ einer neuen Eisenbahnbrücke bei Dannenberg haben 400 AKW-Gegner aus dem Wendland gestern die Kampagne gegen den nächsten Gorleben-Transport eingeläutet. Die Aktivisten fuhren gemeinsam mit dem Regionalexpress der Bahn über das letzte Woche eingeweihte Bauwerk und protestierten mit einer Kundgebung am Bahnhof Dannenberg gegen die sechs Castorbehälter mit WAA-Müll aus Frankreich, die Ende März in das Zwischenlager kommen sollen.

Die vorher für Schwertransporte nicht mehr geeignete Brücke war eigens für die Gorleben-Transporte erneuert worden. Der erheblich verspätete und mit AKW-Gegner überfüllte Zug passierte die Brücke am Sonntag nur im Schritttempo. Die Notbremsen wurden allerdings von BGS-Beamten gut bewacht. Der Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg kündigte nach der Spaß-Aktion für kommenden Sonntag einen Spaziergang von AKW-Gegnern an der Bahnstrecke Lüneburg–Dannenberg an. Bis zum Transport, der am Abend des 27. März in Dannenberg erwartet werde, werde es jedes Wochenende Proteste geben. Auch in Ahaus werde die Bürgerinitiative am 3. März dabei sein, falls der dann geplante Transport in das nordrhein-westfälische Zwischenlager tatsächlich stattfinde.

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble bereitet nach eigenen Angaben diesen Transport von abgebrannten Brennelementen aus dem AKW Neckarwestheim ins Zwischenlager weiter vor, obwohl das Bundesamt für Strahlenschutz noch im kommenden Monat ein Zwischenlager an dem Atomkraftwerk genehmigen will. Das Lager soll für fünf Jahre Abtransporte aus dem AKW überflüssig machen. Bundesumweltminister Jürgen Trittin sprach von einem Rechtsanspruch, den der Betreiber des AKW, die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), auf den Ahaus-Transport habe, kritisierte aber gleichzeitig die Absicht der Landesregierung, ihren Atommüll weiter nach Norden zu verschieben. Die EnBW selbst wartet die Genehmigung des Zwischenlagers in Neckarwesthein ab, sie will nur nach Ahaus transportieren, wenn dies zum Weiterbetrieb des AKWs notwendig ist. Die Proteste gegen den Transport hält Trittin für überflüssig. Die Bundesregierung habe durch die Unterbrechung des Baus des Endlagers Gorleben ihr Versprechen eingelöst, den Standort im Wendland nicht festzuschreiben. Die BI sieht in dem Moratorium nur eine Beruhigungspille, denn die Untersuchungen in dem Bergwerk würden fortgesetzt.

JÜRGEN VOGES