„Keine Antwort vom Ministerium“

Der Vizepräsident der Bayerischen Landestierärztekammer, Dr. Tobias Held, über Schlawiner und schwarze Schafe in der Branche. Warnungen beim bayerischen Gesundheitsministerium ohne Erfolg

taz: Herr Dr. Held, hat Sie der Mastskandal aus Niederbayern und Österreich überrascht? Ganz unbekannt ist die Sache mit den „Autobahntierärzten“ ja nicht?

Tobias Held: Ich freue mich sogar darüber, dass endlich mal ein solcher so genannter Kollege überführt wird, besser gesagt: scheinbar überführt wurde, denn erst muss man ja abwarten, ob es zu einer Verurteilung kommt. Aber bekannt ist uns das Problem.

Und was haben Sie dagegen unternommen?

Nachdem wir erkannt hatten, dass sich in den vergangenen Jahren die Antibiotikaresistenz zunehmend verschlechtert hat, haben wir das von verantwortlicher Seite der tierärztlichen Standesvertretung quasi ständig der bayerischen Staatsregierung weiter gemeldet.

Wie haben Sie das konkret getan, und was wurde von dort in die Wege geleitet?

Vor über einem Jahr hat beispielsweise der Präsident der Landestierärztekammer, Prof. Günter Pschorn, an den zuständigen Referatsleiter im bayerischen Gesundheitsministerium geschrieben und gebeten, die Staatsregierung möge doch umgehend ein Bündel von Maßnahmen gegen den Missbrauch des Arzneimittelgesetzes veranlassen.

Haben Sie von Ihrer Berufsvertretung aus auch konkretisiert?

Und ob. Ich will Ihnen kurz erläutern, was wir vorgeschlagen haben und warum: Erstens haben wir vorgeschlagen, dass bei jeder Bezirksregierung ein Veterinär beauftragt wird, sich speziell mit den hochkomplizierten Fragen des Arzneimittelrechts zu beschäftigen. Zweitens haben wir vorgeschlagen, eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft mit diesem Arzneimittelkomplex zu beauftragen, denn die „Schlawiner“ in der Branche sind juristisch hochkarätig beraten, und um dem entgegenzuwirken, bedarf es auf der anderen Seite eben auch entsprechender Experten. Und wir haben darüber hinaus auch gefordert, dass alle Tierärzte eine Pflichtfortbildung absolvieren sollten, die eine Schulung im Arzneimittelrecht zum Inhalt hat.

Und? Ist daraufhin etwas geschehen?

Nichts. Das bayerische Gesundheitsministerium hat diesen Brief bis heute nicht einmal beantwortet. Ich muss sagen, das hat uns schon überrascht und auch enttäuscht.

Wer ist denn nun der „böse Bube“ in dieser Sache – die Bauern oder Ihre ärztlichen „Kollegen“ von den Autobahnraststätten?

Wir haben schwarze Schafe in unseren Reihen und die auch. Die konspirieren und sind große Geschäftemacher und schaden beiden Berufsständen. Gerade vor dem Hintergrund der BSE-Krise ist das verheerend für die anständig arbeitenden Bauern und die anständig arbeitenden Tierärzte.

Interview: KLAUS WITTMANN