Röhren kommunizieren

■ Kontaktmesse WebCareers im Audimax: 60 Firmen hatten 1900 Jobs im Angebot

Ein bisschen widersprüchlich war die Sache schon. 60 Internet-Firmen durften gestern einen Tag lang ihre 1900 Stellenangebote im Audimax aushängen, um Studierende für Praktika und Arbeitsplätze zu interessieren. Die Uni sei für die Branche ein sehr interessanter Ort, hatte Arbeitsamtsdirektor Rolf Steil zuvor erklärt.

Allerdings warnte Uni-Vize-Präsident Holger Weidner die Firmen davor, Studierende vor Abschluss ihre Studiums abzuwerben. „Wir wissen, dass alle, die etwas können, sehr begehrt sind.“ Am Fachbereich Informatik müsse man Hauptfachstudenten mit der Lupe suchen, weil jeder, der Java programmieren kann, abgeworben werde. Bei einer späteren Umkehr der Arbeitsmarktlage wären aber all jene, die keine ausreichende Ausbildung haben, gefährdet.

Dennoch fand in diesem Jahr zum zweiten Mal die WebCareers-Messe auf dem Campus statt. Weidner: „Wir sind daran interessiert, die Studierenden mit den Möglichkeiten bekannt zu machen.“ Gleichzeitig werde die Uni so bald wie möglich ein „Medienkompetenzzentrum“ einrichten, das Studierende und Lehrende befähigt, mit dem Internet zu arbeiten. Ein Ziel der Messe sei „kommunizierende Röhren“ zwischen IT-Branche und der Uni zu schaffen, ergänzte der Chef des Arbeitsamtes.

Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, will das Arbeitsamt zudem im Frühjahr eine Online-Befragung der rund 9000 Hamburger Multimedia-Firmen vornehmen. Steil appellierte an die Branche, auch verstärkt Arbeitslose einzustellen und mehr Ausbildungsplätze zu schaffen.

Doch die denkt vor allem kurzfristig. 24 Mitarbeiter suchte beispielsweise die erst vor zehn Monaten gegründete Firma „cocus“, die Software für E-Commerce herstellt und mit als Feen verkleideten Frauen für die „Traumjobs“ warb. „Wir nehmen diese Messe sehr ernst“, sagte Marketing-Direktor Michael Thedens. Allein 60 Mitarbeiter in Hamburg sucht „Icon Medialab“. Der dort für Ausbildung zuständige Martin Lürßen hielt einen Vortrag über die Zukunft der Branche. Es würden, so Lürßen, künftig größere Projekte entstehen und klassische Softwaremethoden gegenüber „Agenturmethoden“ an Bedeutung gewinnen. Also doch besser zu Ende studieren? Kaija Kutter