Den Schulzentren laufen die Schüler weg

■ Bildungspolitische Debatte in der Bürgerschaft zeigt: CDU gegen SPD und Grüne

„In den meisten Schulzentren ist heute schon keine qualifizierte Ausbildung mehr gewährleistet“, erklärte der grüne Bildungspolitiker Dieter Mützelburg gestern in der Bürgerschaft. Die Grünen hatten eine große Anfrage zu den Schulzentren der Sekundarstufe 11 gestellt (Klassen 7-10).

Hintergrund der Anfrage ist eine Krise: Die Zahl der SchülerInnen sinkt deutlich, jedenfalls in den meisten Stadtteilen. Die Folge: An 25 Schulzentren gibt es zu wenige Gymnasial-Schüler pro Jahrgang, um eine Wahl verschiedener Fächer oder Leistungskurse zu ermöglichen. Ganze Schulen stehen vor der Schließung in Blumenthal, in Huchting. In der Neustadt wird aus zwei Sek-1-Zentren gerade eins.

Die Antworten des Senats auf die grüne Anfrage ergeben aber auch: Bremens durchgängige Gymnasien sind beliebt, sie müssen Jahr für Jahr rund zehn Prozent der angemeldeten Schüler ablehnen. Auch für die Gesamtschulen melden sich mehr SchülerInnen als Plätze vorhanden sind. Da die Gesamtschulen nach Bremer Art nicht zum Abitur führen, locken sie weniger die leistungsstarken „gymnasialen“ SchülerInnen an.

Mützelburgs Schlussfolgerung: „Jedes weitere durchgängige Gymnasium gefährdet die Schulzentren.“ Auch die „Schnellläufer-Presse“ würde die Lage nur unübersichtlicher machen. Er forderte vom Bildungsressort ein Entwicklungskonzept für die Sek-1-Schulzentren, das auf die Probleme eine Antwort gibt. Auch die Eltern brauchten verlässliche Aussagen. Da die SPD sich mit der CDU schulpolitisch nicht einig werden kann, forderte er die SPD auf: „Suchen sie sich eine neue Mehrheit“.

Klaus Bürger, der bildungspolitischer Sprecher der CDU, sieht eine „Bankrotterklärug der Schulzentren in der jetzigen Art“ vor allem dort, wo bestimmte Fächer „integriert“ unterrichtet werden müssen, also mangels Schülern nicht mehr nach Leistungsfähigkeit differenziert werden kann. Er plädierte für mehr Gymnasien auf der einen Seite, Schulzentren für Real- und Hauptschüler auf der anderen.

Bildungssenator Willi Lemke erklärte ausdrücklich, er wolle den „Spagat“ wagen, für die Koalition zu reden. Die Eltern könne er „beruhigen: Auch an den Schulzentren wird sehr gut ausgebildet“. Die „ganz kleinen Strukturen“ würden aber nicht überleben, er unterstütze die Zusammenlegung in der Neustadt. Wenn man nur dem Elternwunsch folgen würde, müsse es in der Tat mehr Gymnasien und mehr Gesamtschul-Angebote geben. Nicht die Schulform sei aber entscheidend, sondern die Qualität des Unterrichts. K.W.