Strafe für blindes Vertrauen in Polizei

Türkische und deutsche Unternehmen fühlen sich von einer dubiosen Gewerkschaftsvereinigung geprellt, die bei der Anzeigenakquise mit den Begriffen „Polizei“ und „Gewerkschaft“ hausieren geht – und dann abzocken will

Das Grundvertrauen in die Polizei ist bei vielen Unternehmern so groß, dass sie reihenweise einer dubiosen Verlagsgesellschaft aus Hamburg auf den Leim gegangen sind. Diese hatte gezielt mit den Begriffen „Polizei“ und „Gewerkschaft“ um Anzeigen geworben. Die Zeitschrift Ländermagazin der „Polizei-Basis-Gewerkschaft“ (PBG) ist in Grün-Weiß gehalten und macht mit Fotos von Polizeipräsidenten und Innenministern einen offiziösen Eindruck. Polizeipräsident Hagen Saberschinsky hat sich bereits im vergangenen Jahr wegen fehlender Gewerkschaftsstrukturen von der PBG distanziert. Doch genützt hat es nicht viel.

Nachdem sich letztes Jahr Beschwerden und Strafanzeigen von getäuschten Geschäftsleuten aus ganz Deutschland so gehäuft hatten, dass mehrere Landesverbände offen gegen den Bundesverband rebellierten, gingen gestern deutsche und türkische Unternehmen aus Berlin an die Öffentichkeit.

Auf einer Pressekonferenz beklagten die Türkisch-Deutsche Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg (TDU) und der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB), dass die PBG gezielt das Vertrauen von Unternehmern in die Polizei ausnutze. Bisher haben sich etwa 70 Unternehmen bei der TDU gemeldet, die von Anzeigenverkäufern am Telefon zum Schalten einer einmaligen Anzeige für mehrere hundert Mark gedrängt wurden – zum Teil gegen Kindesmissbrauch und gegen Rassismus. Dann aber erhielten sie Verträge, in denen sie zu achtzehn Anzeigen verpflichtet wurden. Die Geschädigten unterschrieben die Verträge, ohne sie komplett zu lesen. Sie dachten, es handele sich um die Polizei und sei somit in Ordnung. „Das ist eine gezielte Irreführung“, kritisierte gestern TBB-Geschäftsführer Kenan Kolat. Zudem wisse niemand, wo die versprochenen 1.500 Exemplare pro Regionalgebiet ausliegen.

Eberhard Schönberg, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), sprach gestern von „Rufschädigung“ und „einem obskuren Verein“, der nicht erkennbar gewerkschaftlich tätig sei. Das Problem sei, so Schönberg weiter, dass zwar der Name seiner Gewerkschaft geschützt sei, doch Begriffe wie Polizei oder Gewerkschaft nicht.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA