zehn jahre dauerdiepgen: aus dem alltag des regierenden

CDU-Bürgermeister Eberhard Diepgen lächelt, SPD-Kollege Walter Momper schaut gequält: So präsentierten sich die Unterhändler bei den Koalitionsverhandlungen 1991, und an der Befindlichkeit der ungleichen Partner hat sich seither nichts geändert. Heute vor zehn Jahren wählte das Abgeordnetenhaus den damals 49-jährigen Diepgen nach einer zweijährigen Zwangspause erneut zum Regierenden Bürgermeister. Wenig hinzuzufügen ist auch dem Kommentar, den die taz damals druckte: „Diepgen also. Wer hätte das gedacht, daß dieser Mensch, der einst aus dem Nichts kam, um als Nichts zu regieren, woraufhin er wieder ins Nichts ging, nun wieder – ja, als was eigentlich – aufträte? Regierender Bürgermeister? Ja ja ja. Das Diepgen regiert wieder die Stadt, er regiert eigentlich nicht. Er ist nur da. Doch gerade dieses Nur-so-da macht aus Diepgen einen Politiker allermodernster Art. Denn was eigentlich nicht ist, kann auch nicht kritisiert werden. Die Politik werden machen: der Innensenat, der Bausenat, der Justizsenat und Gott weiß wer noch alles, und wenn jemand schimpft, heißt es: Wenden Sie sich an den Regierenden. Den aber gibt es nicht. Oder nur als Diepgen. Was auf das gleiche hinausläuft. Diepgen als das schwarze Loch der Berliner Politik wird alles schlucken und wiedergewählt werden. Top, diese Wette gilt: Wer nichts ist, kann alles werden.“FOTO: ANDREE KAISER