Schnurrbartspezialist

■ Tim „Love“ Lee, Latin, House und der Klang von Flug- und Schiffs-Häfen

Ende letzten Jahres war in Hamburg ein eigenartiges Phänomen zu beobachten: Die Bärte verschiedener Männer aus dem Musik- und Show-Business wurden immer länger. Sie trugen es als Zeichen vermehrter Arbeit. Die Organisation von Theaterfestivals und das Aufnehmen neuer Platten in Studios ließ keine Zeit für Gesichtspflege.

Diesen Freitag kommt der Vater des hippen Schurrbarts in den Pudel Klub, auch er ein vielbeschäftigter Mann. Neben zwei eigenen Labels (Tummy Touch und Peace Feast) ist er Produzent und DJ. Bevor er anfing, eigene hörspielartige Platten aus den Universen Easy Listening, Pseudo-Latin und Ambient Americana zusammenzusetzen, spielte er Orgel bei Katharina and the Waves. Damit dürfte er der erste DJ im Pudels sein, der den European Song Contest gewonnen hat. Und wer den sonnendurchfluteten Hit „Walking on Sunshine“ noch in den Ohren hat, kann sich auch leichter eine Vorstellung seines heißen Gemüts machen, das sich wie ein Wärmegewitter durch „Love“ Lees eigenen Produktionen zieht.

Seine aktuelle Platte Just call me ,Lone' Lee – The Continuing Confessions of Tim ,Love' Lee, The Man Who's Been Everywhere But in Love ist angelegt wie eine Reise. Zuerst hört man die Landung einer Boeing 747, bevor es nach kurzem Spanischkurs weiter auf die Schiffe dieser Welt geht. Damit könnte der Sonntag im Pudel Klub dort weitermachen, wo die Nächte aufhörten, in denen es nur einen Plattenspieler gab. Immer wenn die Scheiben gewechselt wurden, konnte man manchmal die Geräusche des Hafens in den Soundpausen hören.

Tim „Love“ Lee, der Mann mit der größten Privatsammlung falscher Schurrbärte, wird neben House- und Brasil-Sonderheiten noch weitere Überraschungen in seiner Schiffstruhe mitbringen. So gehört „I love Rock'n'Roll“ von Joan Jett and the Blackhearts genauso in sein Repertoire wie Aretha Franklins „Respect“ oder das „Wack, Wack“ des Young Holt Trios. „Love“ Lee, der sechs Jahre in Zimbabwe lebte, legt so auf wie er produziert: funky, unkompliziert, vielseitig... und er hat eine Schwäche für schöne Pop-Musik, egal ob Jazz, Ska, Funk oder Rock. Zieht Euch luftig an, denn hier kommt der Mann, der auf Sonnenstrahlen gehen kann. Nikola Duric

mit Ralf Köster und SuperDefekt: Freitag, 22 Uhr, Pudel Klub