Filmstarts à la carte
: Existenzfragen

■ Eine Identitätskrise: Wer bin ich? Woher komme ich? Wer sind meine wahren Freunde? Während die Kumpels aus der Wohngemeinschaft ihrem Frohsinn schon vor dem Frühstück durch lautstarkes Singen Ausdruck verleihen, stochert die Hauptfigur des Dramas grüblerisch und deprimiert im Müsli. Zumal unser Protagonist der einzige seiner Art auf dieser Welt ist: gesegnet mit bläulich-violett schillernder Gesichtsfarbe, einem riesigen Schnabel und einem Faible für das Herumfliegen als lebende Kanonenkugel. Kein Wunder also, dass der Große Gonzo Albträume bekommt, in denen ihm Noah aufgrund der vollkommen ungeklärten zoologischen Spezifikation die Tür der Arche vor der Nase zuschlägt und ihn mit einem Regenschirm in der Sintflut stehen lässt. Doch plötzlich verkündet das Buchstabenmüsli seltsame Botschaften, in denen Gonzo die Antwort auf seine Fragen erhält: Er ist ein auf der Erde vergessener Alien, der verzweifelt von seinen Artgenossen aus dem All gesucht wird. Leider hängt er seine neu gewonnenen Erkenntnisse an die große Glocke, was nicht nur dazu führt, dass seine Freunde ihn mit gefälschten Alien-Botschaften zum Bau eines Whirlpools veranlassen. Es treten nämlich auch ganz irdische Militärs auf, die Gonzo kidnappen und sezieren möchten. Gut, dass seine Kumpels über eine unsichtbar machende Gummiente verfügen... Nach einigen Literaturverfilmungen, in denen die doch eigentlich unverwechselbaren Muppet-Charaktere literarischen Figuren angepasst werden mussten, ist Regisseur Tim Hill mit „Muppets aus dem All“ wieder zum überkandidelten Blödsinn einer Originalgeschichte zurückgekehrt. Die Puppen dürfen also wieder ganz sie selbst sein, allen voran der ewige Verlierer Gonzo und die ambitionierte Miss Piggy, die - obwohl sie bloß das Kaffee-hol-Schwein eines Fernsehsenders ist - Andie MacDowell als Sensationsreporterin glatt aussticht. Zum guten Schluss jedenfalls erscheinen Gonzos Verwandte aus dem All tatsächlich - und erweisen sich als echte Party-Kings.

„Muppets aus dem All“ 27./28.1 im Nickelodeon

■ Die Deutschen eigneten sich schon immer prima als Bösewichte - vor allem im anglo-amerikanischen Film, wo man schon immer gern in Genrekategorien dachte. Gert Fröbe muss in „Goldfinger“ keinen Nazi verkörpern, sondern nur einen größenwahnsinnigen Superverbrecher. Er tut dies umso eindrucksvoller, als er so jovial wirkt: „Nein Mr. Bond, ich erwarte nicht, dass Sie mir etwas verraten, ich erwarte von Ihnen, dass Sie jetzt sterben.“ Dank Fröbe sowie Honor Blackman als Fliegerin Pussy Galore, der goldbepinselten Shirley Eaton und des Titelsongs von Shirley Bassey (und trotz des Nullnummern-Regisseurs Guy Hamilton) eines der amüsantesten James-Bond-Abenteuer.

„James Bond 007 - Goldfinger“ 29.1. in der Urania

■ Ein Seemann, der Fotoapparat und das Meer: Als Fotoamateur hat der 1899 in Elsfleth geborene Hans Warns sein Leben auf den verschiedensten Schiffen dieser Welt über nahezu ein Jahrhundert hinweg dokumentiert. Vom Segelschiff „Herbert“ über die Kriegsmarine des Zweiten Weltkriegs bis zur friedlichen Handelsschiffahrt - in „Hans Warns - Mein 20. Jahrhundert“ nimmt Regisseur Gordian Maugg die originalen Fotodokumente seines Protagonisten zum Ausgangspunkt von - in ihrer Naivität oftmals erheiternden - Spielszenen, die in Textur und Ästhetik dem historischen Filmmaterial der jeweiligen Zeit angeglichen wurden, um das Leben des Kapitäns möglichst stilecht zu illustrieren.

„Hans Warns - Mein 20. Jahrhundert“ 29./31.1. im Filmmuseum Potsdam

Lars Penning