Protest – so oder so

Beschäftigte von General Motors wenden sich heute europaweit gegen Schließungen und Entlassungen

BERLIN taz ■ Europas Mittelpunkt liegt heute in Zürich. Zumindest für die rund 86.000 europäischen Beschäftigten des amerikanischen Autokonzerns General Motors. Denn dort treffen sich am späten Vormittag die Euro-Betriebsräte der GM-Töchter in Großbritannien, Deutschland, der Türkei und 13 anderen westeuropäischen Ländern. Wichtigster Tagesordnungspunkt: Vertreter der Züricher GM-Europazentrale wollen die Konzernpläne für die nächsten Jahre kundtun. Es geht um Werkschließungen und Entlassungen: GM hatte im letzten Quartal 2000 in Europa knapp eine Milliarde Mark Verlust gemacht und nun Produktionskürzungen angekündigt.

Viel mehr als die offizielle Bestätigung, dass das Vauxhall-Werk im britischen Luton und die Opel-Produktion im türkischen Torbali geschlossen werden, erwarten die Betriebsräte von dem Termin nicht. Vielleicht noch die konkrete Zahl der geplanten Stellenstreichungen: Im Dezember hatte GM angekündigt, „mehr als 5.000 Arbeitsplätze“ abbauen zu wollen.

„Zu sagen haben die Euro-Betriebsräte ja nichts“, sagte Peter Jasczyk, Betriebsratsvorsitzender von Opel Bochum, der taz. Bislang müssen sie von der Konzernleitung lediglich informiert werden. Das passiert oft so spät, dass Entscheidungen des Unternehmens nicht mehr beeinflusst werden könnten.

Deshalb haben die Belegschaften in den europäischen Werken Unterstützung für ihre Vertreter in Zürich angekündigt. Mit einem europaweiten Protesttag, zu dem die Arbeiter in Luton aufgerufen haben (taz vom 22. 1.), wollen sie „ein Signal setzen, dass es nicht geht, dass die Beschäftigten für Managementfehler büßen müssen“. Und zugleich beweisen, dass es auch andere Wege für eine europäische Zusammenarbeit gibt als die der bislang machtlosen Euro-Betriebsräte. Während die britischen Autobauer dabei ein „spontanes Fernbleiben von der Arbeit“ zelebrieren wollen, wird es allerdings beispielsweise in den vier deutschen Opel-Werken nur Informationsveranstaltungen während der Arbeitszeit geben. „Wir müssen abwarten, wie die Stimmung ist“, erklärt Jaszcyk. Er sei sich jedoch „fast sicher, dass die Arbeitnehmer uns ein Mandat ausstellen“. Schließlich haben die deutschen Auto-Bauer die Solidarität der europäischen Kollegen ähnlich nötig wie die britischen. Ein ganzes Werk soll zwar nach bisherigem Wissen nicht dichtgemacht werden, dafür ist aber der Abbau von bundesweit 1.700 Stellen im Gespräch. BEATE WILLMS