Neues Saisonziel, alte Herren

■ Für den Hamburger SV und den FC St. Pauli beginnt an diesem Wochenende die Rückrunde

Dietmar Demuth ist und bleibt ein Miesepeter. Anstatt endlich einmal die Parole Aufstieg auszugeben und darüber zu sprechen, wie es sich mit seinem FC St. Pauli in der Bundesliga anfühlen könnte, wiederholt der Coach vom Millerntor stur sein Saisonziel. Alle Punkte, die seine Profis sammeln, sind zunächst einmal dazu geeignet, den Abstieg zu vermeiden. Allein das Ziel hat sich geändert: Sprach Demuth vor der Winterpause noch davon, dass 40 Punkte eingespielt werden müssen, muss der 46-Jährige in der spielfreien Zeit noch einmal nachgerechnet haben: 43 Punkte, so die neue Maßgabe müss-ten erreicht sein, bevor man die Ziele neu definieren könne.

Manager Stefan Beutel ist da schon mutiger: Er beharrt auf der 40-Punkte-Regel. Und ganz besonders weit aus dem Fenster lehnt sich der Präsident Reenald Koch: „Wenn wir die ersten drei Spiele im neuen Jahr gegen Mannheim, Reutlingen und Stuttgart schadlos überstehen, wird die Mannschaft so viel Selbstvertrauen haben, dass alles möglich ist.“

Allerdings wird es der Tabellenzweite nicht mehr so leicht haben, wenn er heute Abend (19 Uhr) bei Waldhof Mannheim erstmals in diesem Jahr wieder in einem Ligaspiel gegen den Ball treten muss. Obwohl die Nordbadener auf drei Stammspieler verzichten müssen – Torhüter Achim Hollerieth fällt mit Verdacht auf Bänderiss aus, die Abwehrspieler Vilmar Santos und Mounir Boukadida laborieren an Oberschenkelverletzungen –, sind die Gegner inzwischen gewarnt. St. Pauli war das Überraschungsteam der Hinrunde, hatte mit 42 Treffern den stärksten Angriff der Liga und wurde ob des winzigen Etats stets unterschätzt. Dieser Vorteil ist inzwischen flöten gegangen. Dennoch glaubt Kapitän Holger Stanislawski: „Noch acht Siege in den restlichen 16 Spielen, und wir sind aufgestiegen.“

Der Hamburger SV hat dagegen ganz andere Probleme. Die Hinrunde verlief so gar nicht nach dem Geschmack von Trainer Frank Pagelsdorf. Platz 11 und sieben Punkte Rückstand auf einen UEFA-Pokal-Platz: das war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Vor allem ärgerte den Coach, wie schwach sein Team in der Defensive war. Mit 34 Treffern kassierte die Abwehr, die in der Saison zuvor so gut gestanden hatte, die meisten der Bundesliga. Grund genug, mit Tomas Ujfalusi noch einen Defensivspieler einzukaufen. Außerdem spielten sowohl Spielmacher Rodolfo Cardoso als auch Stürmer Anthony Yeboah eine glänzende Vorbereitung. Pagelsdorf setzt, darauf hat er sich bereits festgelegt, erst einmal auf die alten Herren.

Immerhin ist das Geläuf im Volkspark besser geworden: Auf einem frisch ausgelegten Rasen starten die Rothosen zur Aufholjagd. Bis zum Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin am Sonntag (17.30 Uhr) müsse der neue Rollrasen aber noch sorgsam gepflegt werden, sagte HSV-Chef Werner Hackmann gestern. „Wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein“, sagte Hackmann zu den teilweise abgeschlossenen Umbauarbeiten im Volksparkstadions. Mal sehen, was Frank Pagelsdorf am Sonntag Abend sagt. Eberhard Spohd