Parallelveranstaltungen

■ Mit „Geschmeido“ und „TGV“ konkurrieren am Sonnabend zwei denkbar konträre Gitarrenmusikentwürfe

Heute lesen, morgen hören. Der etwas atemlose Anruf des lokalen Veranstalters erst stellte die Terminfrage klar: Die Filigran-Gitarrenpopband Geschmeido war mancherorts für den heutigen Freitagabend angekündigt worden. Tatsächlich sind Interessierte aber besser beraten, erst morgen Abend das Westwerk aufzusuchen, wo es den fein ziseliert zischelnden, indes offensiv Rock-Pop geheißenen Output der Freiburger Geschmeido zu hören gibt.

Allzu naheliegenden Klischees zufolge läge deren relative Heiterkeit wohl in der erwiesen überdurchschnittlichen Zahl von Sonnentagen im Badischen begründet; nüchterner haben wir bei der musikalischen Verortung von The Sea And Cake zu reden, von Pavement vielleicht, sowie – und das jüngst ganz explizit – von Television. Denn mit deren Idee von Gitarrengegniedel, das sich immer wieder mal aus gar zu eng gefasster Song-Funktionalität stiehlt, haben Geschmeido doch mehr zu tun als mit den gern im Munde geführten Dire Straits.

Textlich geht es um allerlei Zwischenmenschliches, eine gewisse Selbstbezüglichkeit fehlt dabei ebenfalls nicht: In „Peinlichkeiten“ mag es um die allzu persönlichen, allzu konventionellen (Pop-) Songwritings gehen („dur statt moll sonst geht man unter“), andere Stücke heißen „Billy Jean“ oder sprechen von Bob Dylan. Dazu werden Schubiduus gehaucht, und manchmal schmeichelt Sänger Philippe Frowein beinahe wie Bazooka Cain-Crooner Marcel Vega. Was ein Kompliment sei.

Wein im Wasser dieser Ankündigung ist da einzig , dass sich eben am Sonnabendabend eine mindestens ebenso empfehlenswerte Konkurrenzveranstaltung zuträgt. Einige Bus- oder Bahnhaltestellen weiter westlich, im Hot Spot in der Silbersackstrasse, teilt Hamburgs hervorragendes New Wave-Trio TGV drahtige Gitarrenattacken und rumpelnden Schnellzug-„Pre-Rock“ aus. „Buzzcocks-Tempo und Gang of Four-Rhythmik“ hieß das auf diesen Seiten zu einem der letzten Hamburg-Konzerte im vergangenen Juli, und weiter war die Rede von „energisch-klirrendem Funk-New Wave“ und „griffigen Dreiminütern mit hohem Mitnick- und move-your-hips-Faktor“.

Woran sich wohl nicht viel geändert haben dürfte: TGV treten weiterhin zahlreichen (ja: männlichen) Phantasmen einer sogenannt natürlichen Rock'n'Rollenverteilung vor die Schienbeine, und sie tun das mit enormem Unterhaltungsfaktor. Schon ein anderer Schnack als das Treiben der eingangs genannten ist das . Alexander Diehl

 Geschmeido mit Tele und Geka Winkler: morgen, 21 Uhr, Westwerk; TGV und Turner: morgen, 21 Uhr, Tanzhalle St. Pauli