■ Urdrüs wahre Kolumne
: Billig Reisen für Parlamentarier

Bremen endlich wieder mal bundesweit in aller Munde: Thomas „Haribo“ Gottschalk und die Stadthalle machen es möglich. Wetten, dass der durch die hinterlistig eingefädelte Saalwette für den Grandprix-Vorentscheid in der atomar verseuchten Preussag-Arena in Hannover nominierte Herr im anthroposophischen Samtwams jetzt auch noch die Vorentscheidung gewinnt? Und wetten, dass er dann seinen Platz beim Finale in Kopenhagen der in den Vorjahren so tragisch gescheiterten Bremerin Corinna May zur Verfügung stellt? Und wetten, dass ich dann wegen wundervoller Gebetserhörung nach Telgte zum Gnadenbaum Marias pilgern werde? Oder bei schlechtem Wetter ins „Utbremer Stübchen“, um dort gemeinsam mit Ralph-Maria Siegel im Sturztrunk den Niedergang des Deutschen Schlagers und der ZDF-Hitparade zu betrauern?

Wird der böse Andy zum Tag der Arbeit arbeitslos? Dann nämlich ist die senatorische Lizenz zum Affenfoltern für den so genannten oder auch Hirnforscher Andreas Kreiter abgelaufen, sofern sich nicht wieder irgendwelche Steigbügelhalter in der politischen Administration dieser Stadt finden, um die Genehmigung zum ungezielten Rummachen mit den Makaken zu verlängern. Zum Glück gibt es doch für Leute mit diesen solchen, na sagen wir mal Interessen oder Neigungen, in den Schlachthöfen dank BSE und EU genug zu tun, um nebenbei auch noch ein bisschen am Hirnstamm zu prokeln.

Dass die Kulturdeputation auf Reisen geht, um in Weimar, Brüssel oder Amsterdam zu erkunden, wie das so funktioniert mit Kulturhauptstadt Europa, das will ich wohl gern akzeptieren, sofern der Trip am Wochenende durchgeführt wird: Schliesslich kann man Weimar mit viermal Umsteigen über das Wochenend-Ticket erreichen und keine dreihundert Meter vom Goethehaus entfernt, kenne ich eine WG mit zwei Gästezimmern, die sie bestimmt gern für so netten Besuch zur Verfügung stellt. Dazu ein oder zwei Portionen Thüringer Rostbrätl auf Spesen – und schon könnte er gelingen, der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde für die weltweit preiswerteste Parlamentarier-Exkursion. Bitte ein bisschen Ehrgeiz, dann trägt die Kosten auch noch irgendein Sponsor: Die Damen vielleicht im pfiffigen „taz bremen“-T-Shirt und die Männer laufen mit Deppenkappe von Becks auf.

„Von der Refinanzierung her nicht darstellbar“ dürfte allerdings die geplante Cannes-Sause der Baudeputierten sein, denn der gemeinsame Auftritt der Bau-Steine-Erden-Politiker aus der Kleinstadt Bremen auf der dortigen Immobilienmesse dürfte potenzielle Investoren zwar zunächst amüsieren, dann aber zum Entsetzen treiben: Wer will schon siedeln, wo die Knete so verbuttert wird? Und bei Glücksrittern und Abzockern in aller Welt, die sich durch eine solche Reisegruppe animiert sehen könnten, ist Bremen ohnehin schon längst als Erste Adresse bekannt: Beim jährlichen Trickbetrügerkongress der Mjusicäl- und Freizeitpark-Projektoren, der Gutachter, Trainer und Berater. In Wien jedenfalls gibt es immer einen Workshop „How to make Bremen in five days“.

Ulrich „Billig-Reiser“ Reineking