die stimme der kritik
: Betr.: Mescalero

Abknallen

„Mörderisch“` und „menschenverachtend“ sei die Sprache des Göttinger Mescalero gewesen, liest man jetzt allenthalben in der Presse. Ei ja, richtig erkannt: Dieser Text ist wenig geeignet zur Erringung eines Literaturnobelpreises.

Für ausgewogene Berichterstattung und Friedensstiftung standen ja auch die anderen Pressevertreter der Republik bereit. Unter anderem Friedrich-Karl Fromme, im Jahr des Buback-Nachrufs Innenpolitik-Chef der FAZ. „Diese Sympathisanten, die nie einem Terroristen Nachtlager und Reisegeld gegeben haben, sind die wirklich gefährlichen`“, schrieb er 1977 mit Blick auf die 48 Professoren, die den Mescalero-Text aus Protest gegen politische Zensur herausgegegeben hatten. „Sie passen sich dem an wie das Wild am Waldrand; sie wissen, daß Schonzeit ist für Intellektuelle, die dem Terrorismus – und wäre es auf beflissen erklärende Weise – schöntun.“

Die Schonzeit sah nun so aus, dass 13 dieser Professoren wegen Staatsverunglimpfung, Verunglimpfung, Beleidigung und Volksverhetzung angeklagt wurden. Gerd Schröder, damals einer ihrer Verteidiger, zitierte in seinem Plädoyer den frommen Herrn Fromme. „Was denkt eigentlich der unbefangene Dritte über das Wild, das sich am Waldrand duckt?“ Könnte dieser nicht „auf den Gedanken kommen, es zu jagen und abzuknallen? Könnte er nicht, sollte er nicht vergessen, daß es sich dabei um Menschen handelt? Wäre Herr Fromme auf der Anklagebank nicht besser aufgehoben als mein Mandant?“ Dass so mancher passionierte Hetzjäger als Journalist seinem Hobby frönt, weiß sogar das Weiße Haus in Washington. Von Präsidentensprecher zu Präsidentensprecher wird dort seit 1977 (!) eine kugelsichere Weste weitergegeben, die vor journalistischem Kreuzfeuer schützen soll. Jetzt soll eine der Putzfrauen sie verschlampt haben. Bitte abgeben beim Umweltministerium! UTE SCHEUB