Viertes Schwimmbad schließt

Auch das Hallenbad in der Mecklenburgischen Straße in Wilmersdorf muss wegen Legionellen vorübergehend dichtmachen. Wissenschaftler mahnt zur Gelassenheit

Das vierte Hallenbad in Berlin ist der Legionellen-Plage erlegen: Seit gestern ist auch das Schwimmbad in der Mecklenburgischen Straße in Wilmersdorf vorübergehend geschlossen. Grund für die reihenweisen Legionellen-Funde sei die verstärkte Überprüfung der Duschanlagen, verlautete gestern aus den Berliner Bäderbetrieben (BBB). Diese führen die Bäderbetriebe derzeit präventiv durch, da sie mit einer Verschärfung der Hygiene-Richtlinien rechnen. Im Gegensatz zum Beckenwasser wurden die Duschen bisher nur unregelmäßig getestet.

Bei einem Arbeitstreffen berieten gestern BBB-Vorstand Ortwin Scholz und Vertreter der Gesundheitsverwaltung über das weitere Vorgehen in der Krise. Das Ergebnis der Sitzung war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Ebenso wie der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, Bernd Köppl, fordert nun auch seine Kollegin von der PDS, Ingeborg Simon, dass alle Bäder vorübergehend geschlossen werden. Bevor der Badebetrieb fortgesetzt werde, müssten viele noch offene Fragen geklärt werden. Zudem sei eine bessere Informationspolitik nötig.

Unterdessen sieht Klaus Dieter Zastrow, Chefarzt des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin des Humboldt-Klinikums, die Aufregung um Legionellen gelassen. „Es gibt keine akute Todesgefahr“, sagte Zastrow. Die Hygienerichtlinien für Legionellen im Badewasser seien ohnehin viel niedriger als medizinisch notwendig. Die Badewasserverordnung von 1997 sieht nach Angaben Zastrows einen Richtwert von null Legionellen pro Milliliter vor. Medizinisch gesehen bestehe aber erst ab zehn Legionellen pro Milliliter ein erhöhtes Infektionsrisiko. Daher habe er den Eindruck, dass die untersuchenden Stellen das Problem überbewerten. Würden derartig hohe Anteile festgestellt, „ist das Problem eigentlich sehr schnell zu beheben“, so Zastrow. Man brauche nur in der jeweiligen Anlage alle Rohre mit mindestens 70 Grad heißem Wasser zu durchspülen. Danach bestünde keine Gefahr mehr, weil alle Bakterien abgetötet seien.

Auch Familien mit kleinen Kindern empfiehlt der Hygieniker, die heimischen Wasserkessel einmal im Monat auf über 70 Grad zu erhitzen. So würde auch in Krankenhäusern mit älteren Rohrsystemen vorgegangen, „und so mache ich das auch bei mir zu Hause.“ MAJA DREYER/
WIBKE BERGEMANN