leben in funnyland
: YVES EIGENRAUCH über passende autochen

junge, gib gummi, brruuuum

der tage fuhr ich auto. autobahn a 2 richtung berlin. meinen kastenwagen peitschte ich auf einhundertvierzig sachen, trotz starker regenfälle. mir passiert schon nichts! nachdem ich von der autobahn abgefahren war, musste ich noch einige kilometer wegstrecke auf einer bundesstraße bewältigen. etwa ein drittel der strecke gelsenkirchen–berlin lag hinter mir. mein ziel vor augen, erfasste mich überraschend eine starke macht. die ampel zeigte grün, die kreuzung war frei von fahrzeugen. erster gang, brumm; zweiter, brrrrum. dritter, los, junge, gib gummi, brruuuum brum brum. schaltstufe vier hatten wir jetzt erreicht, nach sechzehn sekunden. kurzzeitig träumte ich davon, mit meinem auto schnell beschleunigen zu können. null auf hundert in fünf komma zwei sekunden. das wäre es! aber: mein pillamann ist nun mal klein. hmmm, worauf wollte ich hinaus?

bis vor zwei jahren fuhr ich einen mercedes slk. das ist der mit dem stahlfaltdach. ein coupé, das sich bei bedarf in ein cabrio verwandeln lässt. ein super tolles autochen. das tollste, das ich bis heute habe fahren können. weiß, leder anthrazit, automatik. nur, dass ich jedes mal, wenn ich das auto irgendwo abstellen musste, angst hatte, dass eine delle rankäme. diese tatsache und der umstand, dass ich das auto nicht alle vierzehn tage waschen wollte, veranlassten mich, es wieder zu veräußern.

gerne hätte ich den wagen schon alleine wegen der leute behalten wollen. „der passt doch gar nicht zu dir!“, hörte ich verschiedene menschen nicht nur einmal sagen. sie wiederholten sich bei jeder gelegenheit, gleich, als müssten sie sich von der richtigkeit ihrer ansicht selbst überzeugen. es ist mir in erinnerung geblieben, dass sich ein unmittelbarer leiter meines seins in dieser beschriebenen weise besonders hervortat. war mir aber egal. das „nichtpassen“ schien mir als argument gegen den wagen nicht ausreichend zu sein.

es gibt allerdings menschen, die auf das vermeintliche „nichtpassen“ acht geben. der manager bei bmw wird sicherlich nicht preisgeben, dass er einen s-klasse-mercedes als zweitwagen besitzt, ebenso wenig wie der maurer seinen arbeitskollegen davon erzählen wird, dass er barbie-puppen sammelt. genauso wenig wollen die spieler zugeben, dass sie starke autos haben. vielleicht werden sie inzwischen bejahen, dass sie ein t-modell der e-klasse fahren oder aber ein coupé der c-klasse. beides scheinen im jahre 2001 repräsentanten der mittelklasse zu sein, auch wenn sie je nach ausstattung gut und gerne hunderttausend mark kosten können. locker. aber dass in ihren garagen noch zwei weitere fahrzeuge stehen, ein ferrari 348 cabrio und ein aston martin volante, muss nicht bekannt werden. das passt doch nicht!

eine methode, schwierigkeiten aus dem weg zu gehen, besteht darin, fehler zu vermeiden oder aber sie zu vertuschen. auch wenn das, was wir dann vorzeigen, nicht dem ist-zustand entspricht. entwicklungen dürfen nur in ihren positiven konsequenzen aufgezeigt werden. schade eigentlich.

Autorenhinweis:yves eigenrauch, 29, ist angestellter von schalke 04 und hat rasante tagträume