Der letzte Zeuge

■ Überlebender des Sonderkommandos Auschwitz berichtet in Hamburg

Wenn es für das Unvorstellbare noch eine Steigerung gibt, dann hat Henryk Mandelbaum sie erlebt. Er hat im Konzentrationslager Auschwitz zwischen 1944 und 1945 nicht nur tausende Juden sterben sehen. Er selbst musste bei der Ermordung von Häftlingen mitwirken, gezwungen von der SS, bedroht mit der einzigen Alternative, dem eigenen Tod.

Mandelbaum hatte den festen Willen zu überleben, auch, um später über den Massenmord berichten zu können. In Hamburg wird er morgen abend in der „Gemeinwesenarbeit St. Pauli (GWA) über seine Erlebnisse im „Sonderkommando“ von Auschwitz sprechen. Das „Bildungswerk Stanislaw Hantz“ hat eine Rundreise des Polen durch zehn deutsche Städte organisiert.

Im April 1944 war Mandelbaum als 22-Jähriger nach Auschwitz in das „Sonderkommando“ gekommen. Seine Aufgabe bestand darin, die zur Ermordung Selektierten zur Gaskammer zu begleiten und sie zum Entkleiden zu bewegen. Nach der Vergasung mussten die Sonderkommandos die Leichen in die Krematoriumsöfen befördern, sie verbrennen und die Asche forträumen.

Nur wenige ZeitzeugInnen können noch über den Ablauf der Massenvernichtung berichten. Denn wer Augenzeuge wurde, war selbst dem Tode geweiht. Die Häftlinge der Sonderkommandos waren von den übrigen Gefangenen getrennt untergebracht. Sie wurden regelmäßig „ausgewechselt“ – ermordet. Über 2000 Gefangene mussten in Auschwitz in Sonderkommandos arbeiten. Nur von 80 ist bekannt, dass sie überlebten. Mandelbaum ist einer von ihnen, weil ihm im Januar 1945 auf dem „Todesmarsch“ von Auschwitz Richtung Westen die Flucht gelang.

Elke Spanner

Dienstag, 19.30 Uhr, GWA, Hein-Köllisch-Platz. Außerdem um 19 Uhr im Kulturhaus Eppendorf: Vortrag der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten“ über „antifaschis-tische Politik und Rechtsextremismus“.