Statt Feuertreppe ab in den Neubau

■ Seit Dezember wird um Feuerschutz in den Kitas der Eltern-Kind-Gruppen gerangelt. Der Plan: Zwei Sanierungen, ein Umzug.

Im Dezember brach die Lawine los: Bei drei Kindertagesstätten privater Eltern-Kind-Einrichtungen hatte die Feuerwehr erhebliche Mängel festgestellt: fehlende zweite Fluchtwege, Rauchmelder, Rauchabzug (die taz berichtete). Im Ernstfall hätten die Kids in den Dachgeschossen „keine Chance“, sagte die Feuerwehr. In einer Sofortmaßnahme wurden Rauchmelder und Abzüge ersetzt. Nur zweite Fluchttreppen an die Altbauten zu montieren, das würde richtig teuer. Als Lösung schlägt die Sozialbehörde jetzt vor, dass mindestens eine der Kitas umziehen muss.

Am 8. Februar soll sich noch einmal die Deputation mit den Kitas befassen. Dann könnte die Schließung für die Kohlhökerstraße 13 festgeklopft werden. Das alte Haus mit der längsten Krabbelgruppen-Tradition Bremens könnte die Stadt als Eigentümerin der Immobilie nämlich gewinnbringend verkaufen und damit für die dann hauslosen Kids einen Anbau in der Kita Vasmerstraße finanzieren. Dafür sollen die Kitas Vasmerstraße und am Paulskloster erhalten bleiben. Zwar fehlt auch noch am Paulskloster eine zweite Fluchttreppe, möglicherweise könnte dort die Feuerwehr aber ein ständiges Baugerüst als Treppe akzeptieren.

1,7 Millionen Mark sollen nach einem Gutachten für die Sanierungsmaßnahmen in allen drei Kitas bezahlt werden. Würde man die Immobilie an der Kohlhökerstraße für rund 750.000 Mark verkaufen, wäre ein Teil gegenfinanziert. Das spart unnötige Ausgaben für eine 300.000 Mark teuere Fluchttreppe plus diverser weiterer Installationen. Die Stadt müsste letzten Endes nur 1,2 Millionen Mark zahlen – den Neubau schon mit eingerechnet.

Für Eltern und ErzieherInnen der Kita in der Kohlhökerstraße ist die Rechnung nicht ganz so einfach: Dort will man das Ambiente des Altbremer Hauses nur ungern für einen „ollen neuen Kasten“ räumen, sagt eine Erzieherin. Ihre These: Das Haus sei als einziges lukrativ zu verkaufen und solle Geld für die Maßnahmen in den anderen Häuseren bringen.. Ein Gegengutachter soll jetzt damit beauftragt werden, die Kalkulation der Behörde noch einmal durchgehen.

„Merkwürdig“ finden es auch die meisten Eltern, wenn nach zig Jahren Krabbelgruppe auf einmal und durch Zufall entdeckt wird, dass nie ein Umnutzungsantrag für das Haus gestellt wurde. Und deswegen nie jemand auf die Erfüllung der strengeren Brandschutzauflagen geschaut hat. „Die Betriebsgenehmigung war nie ein Problem – plötzlich wird es eins“, klagt zum Beispiel Elternsprecher Michael Filzen-Salinas. Seit der Gasexplosion in der Neustadt seien die Behörden „in Alarmstellung gegangen“. Denn formal-rechtlich ist die Stadt als Eigentümerin für die Gebäude zuständig.

Trotzdem sind die drei Viertel-Kitas nur die Spitze eines Eisbergs. Im gesamten Stadtgebiet gibt es 168 private Eltern-Kind-Initiativen. Auch dort könnte es sein, dass die Brandschutzauflagen nicht eingehalten werden. „Wir schließen das nicht aus“, sagt Lothar Dräger vom Sozialressort. Zwar ist die Behörde eigentlich nur für diejenigen zuständig, die in städtischen Immobilien untergebracht sind. Trotzdem versucht das Sozialressort über die zentrale Beratungsstelle die Elternvereine zu sensibilisieren. Freiwillig gemeldet hat sich aber bisher niemand. pipe