Rassistischer Angriff auf Marokkaner

Skins sind speziell in Norden Italiens auf dem Vormarsch. Politische Nähe der Rechtsextremisten zur Lega Nord

ROM taz ■ Auch in Italien hat die rechtsextreme Gewalt eine neue Eskalationsstufe erreicht. Am Sonntag überfiel eine Gruppe von Naziskins an der Brenner-Autobahnraststätte Laimburg drei Marokkaner; eines der Opfer wurde niedergestochen. Auf der Rückkehr von einem Rechts-Rock-Konzert war die elfköpfige Skinheadtruppe auf die drei Immigranten getroffen, hatte sie zunächst angepöbelt, dann verprügelt und mit Messern attackiert.

Die Tat kann bereits als aufgeklärt gelten, da nicht nur präzise Zeugenaussagen, sondern auch Videoaufnahmen der an der Raststätte angebrachten Überwachungskameras vorliegen und die Täter schnell an einer Straßensperre gefasst werden konnten. Zum Verhängnis wurde den Skins, dass die Polizei anlässlich des Konzerts ihre Präsenz in der Zone deutlich verstärkt hatte – allerdings nicht, um fremdenfeindlicher Gewalt vorzubeugen, sondern um Zusammenstößen zwischen Nazis verschiedener Provenienz Einhalt zu gebieten: In den letzten Monaten war es in Südtirol mehrfach zu schweren Schlägereien zwischen deutsch- und italienischsprachigen Skins gekommen. Die jetzt Festgenommenen stammen aus Pordenone in der Provinz Friaul und führten in ihren Autos reichlich Propagandamaterial der „Veneto Fronte Skinheads“ mit, einer seit den Achtzigerjahren aktiven Organisation. Die Hochburgen des braunen Vereins sind Verona und Vicenza, jedoch hat er sich mittlerweile auch in die Lombardei und die Emilia Romagna ausgedehnt. 43 seiner Mitglieder stehen zurzeit in Verona wegen Bildung einer zum Rassenhass aufstachelnden Vereinigung vor Gericht. Der Veroneser Staatsanwalt Guido Papalia erklärte nach dem Überfall vom Sonntag, er werde nach einem Schuldspruch des Gerichts sofort das Verbot der wohl größten italienischen Naziskingruppierung beantragen. Dies charakterisiert die widersprüchliche Situation, in der sich zurzeit die radikale Rechte – die Naziskins des „Veneto Fronte“ wie die mit ihnen kooperierende Partei Forza Nuova – vor allem in Norditalien befindet. Einerseits steht sie unter großem Druck durch Polizei und Justiz. Andererseits bewegt sie sich in einem politisch-gesellschaftlichen Umfeld, das von der Isolierung brauner Umtriebe weit entfernt ist. So unterscheiden sich die „Ausländer raus!“-Kampagnen der Lega Nord unter Umberto Bossi (der beste Chancen hat, demnächst unter Berlusconi stellvertretender Ministerpräsident zu werden) in ihrer militanten Rassenrhetorik keinen Deut von der Skinpropaganda. MICHAEL BRAUN