„Das widerspricht der Piper-Tradition“

Ernst Piper, Enkel vom Gründer des Verlages, in dem jetzt „Die Holocaust-Industrie“ erscheint, zur Finkelstein-Debatte in Deutschland

taz: Herr Piper, Sie geben eine Dokumentation zur Finkelstein-Debatte heraus, aber auch der Piper Verlag selbst, bei dem „Die Holocaust-Industrie“ erscheint, legt ein Begleitbuch auf. Da kann man leicht durcheinander kommen.

Ernst Piper: Der Piper Verlag wurde 1904 von meinem Großvater Reinhard Piper gegründet. 1994 verkaufte mein Vater den Verlag. Ich habe mich damals auch aus dem Verlag verabschiedet und mich wieder auf meine Profession als Historiker konzentriert, bis ich 1998 die Leitung des Pendo Verlags übernahm. Die Veröffentlichung von Finkelsteins Pamphlet im Piper Verlag widerspricht völlig dessen aufklärerischer Tradition, und sie wäre sicher auch nicht im Sinne meines verstorbenen Vaters.

Ist Ihr Buch als eine Art Gegendarstellung zu verstehen?

Piper: Nein, es ist nicht von vorneherein parteiisch, es versammelt einfach wichtige Beiträge zu der Debatte um Finkelsteins Thesen. Es ist zum Beispiel auch ein Beitrag von Peter Sichrovsky dabei, der für eine deutsche Finkelstein-Ausgabe plädierte, und auch ein Interview mit Finkelstein selbst.

Wie beurteilen Sie Peter Novicks Buch? Kennen Sie es?

Piper: Ja, ich kenne es und habe auch geprüft, ob wir es verlegen sollten. Ich habe dann davon Abstand genommen, weil es mir sehr stark in einem spezifisch amerikanischen Diskurs verankert schien.

Dass es nun im Gefolge von Finkelstein auch in Deutschland veröffentlich wird, ist verständlich, aber ohne die Debatte um „Die Holocaust-Industrie“ wäre das wohl nicht so schnell passiert. Die kursierenden Auflagenzahlen, 50.000 bei Finkelstein und 15.000 bei Novick, machen ja auch deutlich, wie unterschiedlich das Interesse an den beiden Büchern eingeschätzt wird. bwg

Ernst Piper (Hg.): „Gibt es wirklich eineHolocaust-Industrie? Zur Auseinandersetzungum Norman Finkelstein“. Pendo, Zürich 2001,211 Seiten, 24,80 Mark;Petra Steinberger (Hg.): „Die Finkelstein-Debat-te“. Piper, München 2001, 160 Seiten, 28 Mark