Brombeeren im Netz

■ Neues Raumstrukturkonzept „Intra“ soll Schwung in die Region bringen / Länder und Kommunen wollen zusammenarbeiten / Leuchtendes Beispiel: Alfter bei Bonn

150 Gemeindedirektoren, Bürgermeister und eine Umweltsenatorin bemühten sich kürzlich nach Stuhr, um Aufbruchstimmung zu verbreiten. Grund war der Auftakt des „Interkommunalen Raumstrukturkonzeptes“ (Intra), das Bremen mit den angrenzenden Landkreisen und Städten vernetzen soll. Die Idee: Länder und Kommunen wollen grenzübergreifend zusammenarbeiten, um sich als Verkehrs- und Wirtschaftsraum zu profilieren.

Zwar existiert seit zehn Jahren die Gemeinsame Landesplanung, die jedoch eher magere Ergebnisse vorzuweisen hat. Zwar habe es viele Vorschläge gegeben, „umgesetzt worden ist aber kaum etwas“, kritisierte der Vorsitzende des Regionalforums Bremen, Jörg Mielke. Dabei streben die Beteiligten „Projektergebnisse als Grundlage für die Regionalplanung der Landkreise“ an, wie es in einem Arbeitspapier heißt. So vage wie die Ziele blieben auch die Beiträge der Redner. Diese beschworen die „enge Kooperation der Gemeinden und Landkreise“, was allerdings am Ende des zweijährigen Projektes entstehen soll, liegt noch im Nebel.

Immerhin 30 Städte und fünf Landkreise sind im Intra zusammengeschlossen, um sich als Region Bremen nach außen zu präsentieren. Kein Spaziergang, wie auch Christine Wischer, Bremens Umweltsenatorin, weiß: „So, wie wir bislang regionale Zusammenarbeit betrieben haben, wird es auf Dauer nicht ausreichend sein.“ Das Problem: Die Partner sollen sich in der Vergangenheit vielfach gesträubt haben, ihre Kompetenzen einzuschränken – wie beispielsweise im Bereich der Gewerbeansiedlungen.

Als erfolgreiches Projekt indes gilt der Zweckverband VBN, der den Busverkehr nach Bremen und aus der Stadt heraus koordiniert. Fahrpläne und Preise werden von einem eigenständigen Gremium festgelegt, das sich aus den Vertretern der beteiligten Gemeinden und Kreise zusammensetzt. Bisher steht diese Initiative jedoch allein auf weiter Flur.

Das soll durch Intra jetzt anders werden: Die Beteiligten haben sich in einer Kommission zusammengesetzt und die Projekt-Koordination an zwei Planungsbüros übertragen. Diese Gutachter ziehen in den kommenden sechs Monaten von Gemeinde zu Gemeinde, um die Stärken und Schwächen der Beteiligten zu analysieren. Anschließend und parallel soll es immer wieder Zwischenberichte und Ergebnisanalysen geben, die wahrscheinlich auf ähnlich optimis-tisch-bunten Folien wie am Montag auf unschuldige Wände projiziert werden. Bis zum November 2002 sollen Schlüsselprojekte herausgearbeitet werden, die es der Region erleichtern, sich als Einheit zu verstehen.

Dass dies keine unmöglichen Ziele sind, versuchte Bärbel Steinkämper, Bürgermeisterin der Gemeinde Alfter, aufzuzeigen. Die Gemeinde in der Nähe der ehemaligen Hauptstadt Bonn hat ihre Kräfte nach dem Regierungsumzug bündeln müssen. Allerdings erfuhren die Teilnehmer mehr über „den ,Rebellengeist' – unseren Brombeerwein, der während der Französischen Revolution entstanden ist“, als über Maßnahmen, die die Alfter-Region gestärkt hätten.

Vor allem die Lokalpolitiker sind geteilter Meinung über den Erfolg des Intra. Mit den Erfahrungen der Gemeinsamen Landesplanung im Rücken blicken sie skeptisch auf zukünftige Planungen. Ob die Beteiligten zu Kompromissen bereit sind, bleibt abzuwarten. juka