Viertel-Beamten-Museum, wohin gehst du?

■ Zwei Menschen, immerhin die halbe Mannschaft, verlassen in den nächsten Monaten das seit 1992 in die Städtische Galerie outgesourcte Kunstreferat. Die Mutter aller Fragen: Wer wird ab April den Türöffner betätigen

Vogelwild ist die Konstruktion der Städtischen Galerie. Es dürfte bundesweit wohl kein anderes Ausstellungshaus geben, das von einem Beamten geleitet wird – wenn auch einem aus der Kulturbehörde, dessen Kompetenz bei KünstlerInnen (mit den unvermeidlichen wenigen Ausnahmen) und Presse unumstritten ist. Erst recht gibt es kein Haus, das von einem geviertelten Beamten betreut wird. Hans-Joachim Manskes Aufgabe ist es nämlich nicht nur, den KünstlerInnen der Region mit der Städtischen ein Präsentationsforum zu bieten. Darüber hinaus unterrichtet er an der Bremer Hochschule Architekturtheorie und kümmert sich zusammen mit Rose Pfister um Kunst im öffentlichen Raum, soziale Künstlerförderung und all den verfrickelten Kleinkram, den ein Referat für Bildende Kunst zu leisten hat, von der Katalogförderung bis zur Projektunterstützung im Künstlerhaus. Aufsichtspersonal? Niente. Um BesucherInnen, also potenzielle BilderschlitzerInnen, zumindest aus den Augenwinkeln neben der Büroarbeit kontrollieren zu können, gibt es Einlass nur nach Klingeln, wie in einer Privatwohnung oder bei Cartier. Die Schrauben werden zurzeit von einem Praktikanten aus Frankreich in die Wand gedübelt. Und dann gibt es da noch Karola Werner für die Graphothek und Werner Hock, aber nur noch bis Mai bzw. März. Da gehen beide in Pension. Noch ist nicht darüber entschieden, wie es personell weitergehen soll. Was auf den ersten Blick nach verantwortungsloser Verschleppung schmeckt, wird wenigstens ein bisschen verständlich, denkt man an PEP, jene vom Senat verordnete Personaleinsparungsquote, wo jede Wiederbesetzung an einer Stelle gemeinerweise eine Lücke an einer anderen aufreißt.

„Chaotisch“ nennt Kulturamtsleiterin Margrit Hohlfeld die unorthodoxe, aber außerordentlich sparsame und zudem funktionierende Konstruktion der Städtischen. Für Rose Pfister dagegen kommt die jetzige Struktur dem viel propagierten Outsourcing-Gedanken sehr nahe. Hohlfeld aber möchte, so wird gemunkelt, so genannte ordentliche Verhältnisse schaffen, und zwar nach Bremer Brauch durch noch mehr Sparen: Operation geglückt, Patient halbiert. Seit Monaten nämlich wird angedacht, die Städtische und die GAK zu ,vereinen', zum Beispiel unter der Leitung der jetzigen GAK-Leiterin Eva Schmidt; was zwei gravierende Nachteile mit sich brächte. Eva Schmidt bevorzugt das, was man behelfsweise als Konzept- und Installationskunst bezeichnen kann. Manske dagegen lässt ganz souverän den Zeitgeist schon mal Zeitgeist sein. Er schätzt auch die eine oder andere gegenständliche Position und öffnet documenta-Fremden wie Blaumeier oder Kinderzeichnungen von „Quartier e.V.“-Projekten Herz und Tür. Ein echter Verlust, wenn diese Aspekte unter den Tisch fallen würden. Gisela Wohlfarth, Vorstandsvorsitzen-de der GAK, befürchtet überdies eine Profilverschleifung. Den auf 25.000 Mark dotierten Preis der ART Frankfurt, den die GAK diesen April stolz entgegennehmen darf, hätte es bei einem Kuddelmuddelprogramm, wie es jetzt droht, sicher nicht gegeben, vermutet sie wohl zu Recht. Und die mit dem Turner-Preis verzierte Tracy Emin, hätte sich wahrscheinlich nicht unter KünstlerInnen aus Delmenhorst und Bremen-Nord einreihen lassen, so ihre zweite Hypothese. Gisela Wohlfarth und ihr Vorstand sind klasse. Man hegt eine hartnäckige Abneigung gegenüber jenen bauchschmerzigen Notstands-Kompromissen, die einer Ruinierung verdächtig nahe kommen. „Mit Mischkonzepten sind wir nicht einverstanden“, darauf verständigte sich der Vorstand auf seiner Sitzung am Dienstag aufs Neue ganz unerbittlich. Zumal es geringe Summen sind über die teure Beamtenköpfe seit Monaten brüten: die Städtische ,verprasst' (ohne Personalkosten) etwa 80.000 Mark (plus Projektzuschüsse), die GAK ,verschleudert' 145.000 Mark (plus Drittmittel), hier inklusive der Gehälter. Fett ist der Brocken nicht. bk

Am Donnerstag um 20 Uhr ist in der GAK außerordentliche Mitgliederversammlung, wozu alle KunstinteressentInnen herzlich eingeladen sind